Zum Hauptinhalt springen

Mit harter Münze zurückgezahlt

Von Walter Hämmerle

Politik

Michael Spindelegger würzt seinen Abgang mit offener Kritik an der ÖVP.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 10 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Wien. Am Dienstag war noch nicht die Zeit für eine stilvolle Verabschiedung Michael Spindeleggers. Schließlich tönt es zurück, wie man in den Wald hineinruft. Und er musste sich seit seinem Amtsantritt vor mehr als drei Jahren einiges von seiner eigenen Partei anhören, die insbesondere den Kurs in der Bildungs- und Steuerpolitik kritisierte.

Bei seiner Abschiedserklärung hat der Jurist mit harter Münze zurückgezahlt. Spindelegger warf seiner Partei Illoyalität und Populismus vor. Wohl auch deshalb quittierte die Partei den plötzlichen Rücktritt mit der Floskel von der nüchternen Kenntnisnahme. Positive Würdigungen hielten sich in überschaubarem Rahmen.

Der plötzliche Entschluss Spindeleggers und die emotionalen Worte zum Abschied lassen vermuten, wie sehr die vergangenen Monate an dem gestandenen Politiker gezehrt haben müssen, der seine Karriere 1987 als Kabinettsmitarbeiter von Verteidigungsminister Robert Lichal begann. Spätestens mit seinem Wechsel ins Finanzministerium - daraus resultierte schließlich der endgültige Bruch mit Maria Fekter - geriet er ins Visier der Kritiker, die ihm mangelnde Fachkenntnis vorwarfen. Nicht einmal mehr vom ÖVP-Wahlsieg bei den EU-Wahlen im Mai konnte der Parteichef profitieren, dafür sorgte schon das gespannte Verhältnis zu EU-Spitzenkandidat Othmar Karas.

Zu den politischen Problemen gesellten sich dann auch privat schwierige Zeiten. Erst vor wenigen Wochen starb Spindeleggers Vater, die Ehefrau wechselte beruflich zurück zum EU-Rechnungshof nach Luxemburg, die beiden Söhne sind im spannenden Alter der Pubertät.

Im Trubel des Rücktritts geht unter, was Spindelegger geleistet hat. Immerhin übernahm er die Partei am Höhepunkt zahlreicher Korruptionsaffären, der diesbezüglich Unverdächtige sorgte hier für einen klaren Schnitt. Politisch steht die ÖVP aber auch nach seiner Obmannschaft vor einem Scherbenhaufen.