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Mit Idealismus und Engagement für Asylwerber tätig

Von Iris Fenkart

Politik

Alisa Pepic und Marc André haben in jungen Jahren beschlossen, im Asylbereich tätig zu sein. | Wien. Alisa Pepics Zugang zum Thema ist geprägt von Erfahrungen in ihrer Familie, die wegen des Bosnienkriegs flüchten musste. Flüchtlingsbetreuung und Integration sind für sie daher keine Fremdwörter oder Floskeln. Man nimmt es der Studentin ohne


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lange zu zögern ab, dass ihre Motivation schlicht und einfach darin besteht, "jemandem, der Hilfe braucht, helfen zu können".

Neben dem Studium der Psychotherapie-Wissenschaften und Anthropologie arbeitet Alisa Pepic 20 Stunden in der Asylberatungsstelle "Umako" im Kolpinghaus. Tagtäglich steht sie Migranten beratend zur Seite. Es sei nicht sehr schwer, Vertrauen zu Asylwerbern aufzubauen, berichtet sie. Im Großen und Ganzen seien alle Hilfesuchenden nett: "Da sie ja

eigentlich nur uns haben, müssen sie sich uns gegenüber öffnen. Sie haben ja in diesem Land sonst niemanden, der ihnen helfen kann." Sie habe hier auch keine spezifischen Unterschiede im

Verhalten verschiedener ethnischer Gruppen bemerkt. Für Alisa Pepic sind alle gleich, da sie aus denselben Motive geflüchtet sind - Kriegsverfolgung, Vergewaltigung und Unterdrückung.

Beim Auslandsaufenthalt in der Schweiz wachgerüttelt

Marc André hat sein Jus-Studium bereits absolviert und ist nun juristischer Mitarbeiter am Asylgerichtshof. Sein Zugang zum Thema unterscheidet sich von demjenigen von Pepic. Während eines Studienaufenthaltes in der Schweiz hat er sich das erste Mal bewusst mit dem Thema Asyl auseinandergesetzt. Er teilte sich das Zimmer mit einem iranischen Asylwerber und lernte einige Kamerunesen kennen, die alle Stipendiaten des Justinus Werkes, eines privaten Vereins, waren. Ziel des Stipendiums war die Rückkehr in das Heimatland nach Beendigung des Studiums, um das Gelernte anzuwenden. André sieht darin einen sinnvollen Ansatz, um das Asylthema anzupacken.

Initialzündung für die Berufswahl war ein Gastvortrag, der auf das Dilemma des Wirtschaftskreislaufs in Bezug auf die Dritte Welt aufmerksam machte. Für Marc André ist die fehlende Perspektive der Asylwerber im eigenen Land eines der Hauptprobleme. Es stelle auch die jeweiligen Heimatländer wegen massiver Abwanderungen auf Dauer vor schwierige Aufgaben. André sieht in der Vergabe von Stipendien im Sinne des Justinus Werkes oder Mikrokrediten einen nachhaltigen Ansatz. Hilfe zur Selbsthilfe vor Ort also. Innenpolitische Maßnahmen seien da bloß "ein Tropfen auf den heißen Stein" und würden langfristig am eigentlichen Problem vorbeigehen.

Kritisiert wird von dem Juristen, dass zu wenig gegen Menschenhandel, insbesondere gegen die oft daran verknüpfte Prostitution getan werde. Für ihn ist es ein Erfolg, wenn eine Asylbewerberin, die in Österreich als Prostituierte arbeiten musste, abgewiesen wird. Oft befänden diese Frauen sich wegen Drogenkonsums in einem desolaten körperlichen Zustand. Ob das Leben in der Heimat besser läuft, ist fraglich. Tröstend findet André den Gedanken, dass es gerade für solche Schicksale meist Auffangeinrichtungen für Rückkehrende gibt. Quasi Asyl vom Asyl.

Strahlende Augen sind beglückende Erfahrungen

Glücksmomente in ihrem Job kennt auch Alisa Pepic. Dazu gehöre etwa der Blick in die vor Glück strahlenden Augen eines ihrer Schützlinge, wenn der Asylantrag positiv beurteilt wurde.

Mit der gängigen Darstellung des Asylthemas sind André wie Pepic unzufrieden. Alisa Pepic bemängelt, dass Asylwerber meist als Kriminelle oder Personen, die sich ja gar nicht integrieren

wollen, dargestellt werden. Positive Beispiele der Integration, wie beispielsweise erfolgreiche Studenten mit Migrationshintergrund, seien nicht Bestandteil der öffentlichen Diskussion. Laut Marc André werde das Thema

weder in der Öffentlichkeit noch in Fachkreisen sachlich diskutiert. Beide sind sich einig, dass das Ziel eines jeden Asylwerbers ein Leben in Frieden sei.

Ob sich die beiden vorstellen können, längerfristig in dem Bereich tätig zu sein? Alisa Pepic bereitet ihre Arbeit viel Freude, doch liegt ihr Fokus in der Psychotherapie. Wer weiß, vielleicht spezialisiert sie sich für den Bereich Trauma, Asyl oder Integration? Marc André könnte sich sehr wohl vorstellen, noch länger hier sein vorrangiges Arbeitsfeld zu haben, allerdings eher in Bereichen, "in denen man unmittelbarer an der Lösung des Problems arbeitet, und nicht so sehr an dessen Folgewirkungen".