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Ist das Kind krank, wird es zum Arzt gebracht. Der verschreibt die passende Medizin. Das Kind wird gesund. Alle sind glücklich.
Das Problem: Der Großteil der Medikamente, die Kindern verschrieben werden, sind nicht für sie bestimmt. Ihre Wirkung und Nebenwirkungen wurden an Erwachsenen getestet. Fragen zur Dosierung sind damit für junge Patienten nicht geklärt, unerwünschte Wirkungen und (mitunter lebensbedrohliche) Komplikationen vorprogrammiert.
Die einzige Möglichkeit, um Medikamente (treff)sicherer zu machen, ist ausgedehnte klinische Forschung. Und genau die will die Bioethikkommission in Österreich nun erleichtern, um auch "nicht einwilligungsfähige Patientinnen" einzubeziehen - etwa Demenzkranke und Kinder.
Auf den ersten Blick ist die Sache klar: Kaum ein Elternteil wird sein Kind dem Risiko aussetzen, das mit einer klinischen Studie einhergehen kann. Studien würde es demnach an Probanden fehlen.
Auf den zweiten Blick ist die Sache komplexer: Ohne gegebenen Anlass würden Eltern ihre Kinder kaum unabschätzbaren Risiken aussetzen. Sie wollen, dass ihre Kinder gesund werden und bleiben. Doch klinische Forschung kostet Geld. Und auf Kinder zugeschnittene klinische Studien sind mit erhöhtem Aufwand verbunden - also zusätzlichen Kosten. Viel Geld, das Pharmafirmen wieder in der Kasse haben möchten. In den USA sind Hersteller verpflichtet, Medikamente auch an Kindern zu testen. Und die damit verbundenen Kosten zu tragen. Was bei uns wie ein Vorstoß klingt, ist in Wahrheit immer noch drei Schritte hinterher.Seite29