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Mit Konfrontation zu Geld

Von Alexander Dworzak

Wirtschaft

Icahn will eBay aufspalten, strebt noch höhere Aktienrückkäufe bei Apple an.


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New York/Wien. Er ist die Antithese zu Warren Buffett. Tiefstapelnde Sätze wie: "Ich investiere nur in Firmen, deren Geschäft ich verstehe" kämen Carl Icahn niemals über die Lippen. Auch das jährliche "Woodstock des Kapitalismus", Buffetts Anlegertreffen in Omaha/Nebraska, das jedes Mal 40.000 begeisterte Investoren anlockt, ist Icahns Sache nicht. Er gibt nicht den netten Investoren-Onkel von nebenan, sondern gilt Gegnern als Prototyp einer "kapitalistischen Heuschrecke". Minder erfolgreich ist Icahn aber nicht: Auf 20 Milliarden Dollar Privatvermögen schätzt ihn das US-Magazin "Forbes". Im fortgeschrittenen Alter von 77 Jahren legt sich Icahn nun mit zwei Branchenriesen zur gleichen Zeit an: Apple und eBay.

Still und in kurzer Zeit hat Icahn seinen Anteil beim Online-Händler eBay von 0,8 auf zwei Prozent erhöht. Nun geht er lautstark in die Offensive und fordert Konzernchef John Donahoe auf, das Unternehmen in zwei Teile aufzuspalten; der E-Commerce-Bereich solle bestehen bleiben, das Bezahlsystem PayPal ausgegliedert werden. Denn Dienste, die elektronischen Zahlungsverkehr anbieten, boomen und versprechen höhere Margen als das Kerngeschäft des elektronischen Marktplatzes, wo Sammlerstücke oder Einkaufsgutscheine ihre Besitzer wechseln.

Es gebe "starke Synergien" zwischen den einzelnen Firmenteilen, versucht eBay-Chef Donahoe gegenzusteuern. Die Zahlen hingegen untermauern Icahns Ansinnen: 71 Milliarden Dollar ist eBay an der Börse wert. Der Konzernumsatz stieg 2013 um 14 Prozent, PayPal übertrumpfte diesen Wert und lag bei 19 Prozent. Auf bis zu 30 Milliarden Dollar wird der - theoretische - Börsenwert von PayPal taxiert. Erworben wurde der Bezahlsystem-Anbieter vor zwölf Jahren um vergleichsweise läppische 1,5 Milliarden Dollar.

Verbale Nebelgranaten

Anleger, die auf schnellen Profit schielen, werden sich also Icahns Forderungen anschließen. Sie braucht der Investor, denn mit seinen zwei Prozent kann er keinen entscheidenden Druck ausüben. Bis er Verbündete gefunden hat, streut Icahn verbale Nebelgranaten, um im Gespräch zu bleiben und versucht, tatsächlichen Einfluss zu gewinnen; so sollen zwei Vertraute in das eBay-Direktorium einziehen.

Öffentlichen Druck will Icahn derzeit auch bei Apple aufbauen. Der Tech-Konzern soll nach seinem Willen nicht nur die geplanten 100 Milliarden Dollar für Aktienrückkäufe aufwenden, sondern bei der Hauptversammlung im Februar weitere 50 Milliarden genehmigen - die wiederum den Aktienkurs in die Höhe treiben sollen. Leistbar wäre es für Apple allemal: Der iPhone- und iPad-Hersteller verfügt über 147 Milliarden Dollar an Barreserven. Um seine Ansprüche zu untermauern, stockte Icahn seinen Anteile in den vergangenen zwei Wochen um 500 Millionen auf, er hat somit seit seinem Einstieg im August 2013 circa 3,6 Milliarden Dollar in Apple-Aktien investiert; hält damit aber weniger als ein Prozent am Unternehmen.

Selbst wenn sich Icahn bei Apple und eBay nicht durchsetzen sollte, hat er bereits jetzt gewonnen: Beide Aktien verzeichnen seit seinem Einstieg satte Kursgewinne (siehe Grafik unten). Und solange er die Konzerne vor sich hertreiben kann, werden sie das auch weiter tun.