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Mit Latte Macchiato gegen China

Von Karin Henjes

Wirtschaft

+++ 1400 Anbieter | aus der ganzen Welt. | Kleinere Betriebe | abseits der Masse.


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Köln. Sie kommen aus Jönköping und Lexington, aus Bangkok, Sao Paulo oder Tallinn. Rund 1400 Möbel-anbieter aus 50 Nationen bauen zurzeit in Köln ihre Stände auf, um sich vom 16. bis 22. Jänner einem internationalen Fachpublikum zu stellen.

Viele von ihnen werden schon am Tag vor Messebeginn Spalier stehen, wenn die großen Einkaufsgruppen ihre Runden drehen. An vorderer Front dabei: Möbelhändler XXXLutz aus Wels, der mit 2,16 Mrd. Euro Jahresumsatz weltweit als Nummer zwei nach Ikea gilt. Die Entwicklung von Lutz ist beispielhaft für Europas Möbelbranche. Seit dem Millennium sind auf Handels- und Herstellerseite rasante Konzentrationsbewegungen im Gang. 2004 sorgten die EU-Mitgliedsländer mit Möbeln im Wert von 82 Mrd. Euro noch für die Hälfte der Weltproduktion. Das kann bald Vergangenheit sein. Jan Kurth vom Verband der Deutschen Möbelindustrie in Bad Honnef blickt "mit Sorge auf die rasant steigenden Importe aus Asien, besonders aus China." Die Möbelhandelsbilanzen führt das Land der Mitte bereits an.

Tradtition oder Design...

Während mittelgroße Hersteller massenweise sterben, formieren sich Nischenanbieter und Möbelgiganten neu. Für die Kleinen wird es immer wichtiger, unverwechselbare Produkte zu erfinden.

Was sich österreichische Manufakturen einfallen lassen, geschieht anderswo in Europa ganz ähnlich: Voglauer aus Abtenau zelebriert Traditionsmöbel, Wittmann aus Etsdorf peppt Polster mit Porsche Design auf, und Team 7 aus Ried revolutioniert das Massivholz.

Die Möbelgiganten europäischen Ursprungs entdecken - zur Unterscheidung asiatischer Billigware - den Lifestyle. So krönt der süditalienische Sofahersteller Natuzzi seine europaweite Markenkampagne am kommenden Montag mit der Eröffnung eines Flagship Stores in Köln. Dieser enthält auch das erste "Natuzzi Café" mit Spezialitäten aus Bella Italia, wo Kunden "völlig in die Natuzziwelt eintauchen können" (Zitat: Marketingchef Daniele Tranchini).

...und Qualität

Ein weiteres Profilierungsmittel für europäische Unternehmen sind Qualitätsstandards. Möbelanbieter Musterring aus Rheda-Wiedenbrück - der heute wie viele europäische Firmen zweigleisig im In- und Ausland produzieren lässt - macht es vor. Dass Qualitätsbeauftragte als Ansprechpartner für den Handel installiert werden, ist für die Möbelbranche noch ein Novum, ebenso wie der neue Gütepass. Geschäftsführer Oliver Höner: "Dafür beachten wir keine deutschen, sondern europäische Vorschriften. Das ist beim Export von Vorteil."

Damit spricht Höner zwei Punkte an, die über den Erfolg oder Misserfolg der europäischen Möbelindustrie entscheiden werden: Der Export muss weiter forciert werden, und zwar mit vereinten Kräften. Die aufstrebende Möbelnation China lernt schnell. Qualität und Design werden schon bald nicht mehr reichen.