Aufblasbare Konstruktionen für so gut wie alles. | Wiener Ein-Mann-Unternehmen mit Produktion in China. | Wien. Am Anfang jedes Erfolges steht eine Idee - und auf diese Idee folgen jahrelange Entwicklungsarbeit, viel persönliches Engagement und der eine oder andere Misserfolg, bis sich schlussendlich doch mit der Idee Geld verdienen lässt.
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Das gilt für Selfmade-Milliardäre wie Bill Gates, Roman Abramowitsch, Joanne K. Rowling oder Frank Stronach genauso wie für Thomas Herzig. Nur dass der Wiener erst ganz am Anfang einer (großen?) Karriere steht. Mit seinem Produkt Pneumocell möchte er die Welt erobern. Und wenn schon nicht in so großem Stil wie Gates & Co, dann zumindest so, dass er davon leben kann.
Zumindest den Teil mit der jahrelangen Entwicklungsarbeit und dem persönlichen Engagement hat Herzig schon hinter sich. "Gut 100.000 Euro habe ich sicher schon in das Projekt gesteckt", erzählt der Architekt und Erfinder. Ohne die finanzielle Hilfe des Gründerservices "INiTS" hätte er sein Produkt aber wohl trotzdem nicht bis zur Marktreife gebracht. "INiTS" steht Jungunternehmern in den ersten zwei Jahren zur Seite, hilft bei Verträgen, Organisation und dem Ausbessern von Schwachstellen.
Worum genau es sich bei Pneumocell handelt, ist rasch erklärt: Es sind aufblasbare Module in allen Größen, Formen und Farben für alle möglichen Einsatzgebiete. Die Palette reicht von Bauelementen für Messestände und Überdachungen über luftgefüllte Möbel bis hin zu Sprungstiefeln mit Luftpolstersohlen - wobei Letztere erst in der Entwicklungsphase sind.
Grundsätzlich liegt der Fokus im gewerblichen Einsatz. "Mein pneumatischer Bausatz ist derzeit besonders auf Messen und bei Events beliebt", erzählt Herzig. Grund seien die vielfältigen Einsatzbereiche seiner Module, die nicht nur extrem leicht - weil mit Luft gefüllt - sind, sondern auch flexibel zusammengesteckt werden können.
Natur als Vorbild
Vor allem benötigen sie nicht viel Platz beim Transport. "Und wenn man die einzelnen Zellen beleuchtet, bekommt man tolle Lichteffekte." Bei den Bauteilen, mit denen Herzig sogar ein freischwebendes Gebäude im niederösterreichischen Höllental konstruiert, hat sich der Designer von der Natur leiten lassen: "Das Prinzip folgt allen lebenden Konstruktionen: Außen gibt es eine flexible Membran, die ein flexibles Druckmedium ausfüllt, dieses Zusammenspiel erhält die Form und Stabilität. So ist jede Zelle aufgebaut, auch Beeren funktionieren so."
Ganz natürlich und biologisch geht es zwar nicht, denn die Außenhülle besteht aus Kunststoff. Aber zumindest kann sehr umweltschonend gewirtschaftet werden, weil der Materialverbrauch für die dünne Umhüllung sehr gering ist. Ein weiterer Vorteil ist das Gewicht: Holzkonstruktionen haben bei gleicher Größe das 45-fache und Ziegelbauten sogar das 300-fache Gewicht von Pneumocell. Die Kostenersparnis gegenüber Glas- und Stahlkonstruktionen gibt Herzig mit etwa 10 bis 20 Prozent an. Die Kostenersparnis ist enorm. Denn die Pneumocell-Bausteine kosten nur 10 bis 20 Prozent einer vergleichbaren Glas- oder Stahlkonstruktionen.
Abstriche machen
Bis er mit seinem Produkt tatsächlich den Weltmarkt erobert hat, wird es allerdings noch eine Weile dauern. Rund um den Globus unterwegs ist er aber schon jetzt, vor allem in Richtung Fernost. Denn wie bei allen Massenprodukten gilt: Die Produktion ist in China am billigsten, auch wenn dem Erfinder eine Erzeugung in seiner Heimat sympathischer wäre. Aber wer von seiner Idee leben können möchte, muss offenbar gewisse Abstriche machen. Auch in privater Hinsicht.
Freizeit ist für den Ein-Mann-Unternehmer Herzig Mangelware. "Darunter hat auch die Beziehung gelitten. Meine damalige Freundin konnte in der Anfangsphase den Namen Pneumocell nicht mehr hören."
www.pneumocell.com