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Mit Mehrwegflaschen gegen die Plastikflut

Wirtschaft
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Greenpeace und Ökologie-Institut zeigen Wege auf, wie der Mehrweganteil bei Getränken wieder erhöht werden kann. Die Wirtschaft lehnt unternehmensbezogene Quoten ab.


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Getränke in wiederbefüllbaren Pfandflaschen sind hierzulande in den vergangenen Jahrzehnten eine Seltenheit geworden. Am ehesten bekommt man noch Bier, bei Saft oder Mineralwasser ist das Angebot an Mehrwegflaschen in den Supermarktregalen schon ziemlich ausgedünnt. Es ist gar nicht so lange her, da war das noch anders: Im Jahr 1995 lag der Mehrweganteil bei Getränken bei etwa 80 Prozent, heute sind es nur mehr knapp 22 Prozent.

Geht es nach Umweltschützern, dann sollen die Österreicher wieder zu Pfandflaschensammlern werden und damit einen Beitrag zur Reduzierung der Müllberge leisten. Denn: Eine Mehrwegflasche könne bis zu 40 Mal wiederbefüllt werden und damit 40 Einwegflaschen ersetzen. Hingegen werden nur 28 Prozent der PET-Flaschen zur Herstellung neuer Flaschen verwendet.

ÖVP und Grüne haben sich in ihrem Koalitionspakt dazu bekannt, die Kreislaufwirtschaft zu forcieren. Die Rede ist auch von verbindlichen gesetzlichen Rahmenbedingungen inklusive konkreter Ziele für den Ausbau von Mehrwegsystemen, insbesondere auch für Getränkeverpackungen.

Christian Pladerer, Vorstand des Österreichischen Ökologie-Instituts und Gerhard Vogel, ehemaliger Leiter des Instituts für Technologie und nachhaltiges Produktmanagement an der WU Wien, haben sich im Auftrag von Greenpeace in einer Studie darüber Gedanken gemacht, wie das erreicht werden kann und am Donnerstag einen Zehn-Punkte-Plan mit Empfehlungen vorgestellt.

Bonus-Malus-System für Handelsketten

Die Einführung unternehmensbezogener Mehrweg-Quoten und Anreizsysteme für den Lebensmitteleinzelhandel werden als erstes genannt. Konzerne ab 5 Prozent Marktanteil sollen in die Pflicht genommen werden, in Filialen mit mehr als 200 Quadratmetern Verkaufsfläche soll es eine Rückgabemöglichkeit für Mehrwegflaschen (Wasser, Bier, Limonaden und Fruchtsäfte) geben. Bei Überschreiten der Zielquote soll es einen Bonus geben, bei Nichterreichen wird hingegen eine Art Strafzahlung fällig. Den Studienautoren schwebt ein Malus von 30 Cent pro Einweggebinde als Berechnungsgrundlage vor.

Die Mehrwegzielquote für Unternehmen soll einem Stufenplan folgen, damit sich die Unternehmen vorbereiten können. So könnte - beginnend bei der aktuellen Quote von 22 Prozent - mit einer jährlichen Steigerung von 2 bis 4 Prozent bis 2030 ein Mehrweganteil von 50 Prozent bei Getränkeverpackungen erreicht werden. Weiters soll unter anderem eine Kennzeichnungspflicht verankert werden, damit die Konsumenten am Supermarktregal Einweg- und Mehrwegflaschen auf einen Blick unterscheiden können. Einheitliche, standardisierte Flaschen könnten den Sortieraufwand enorm reduzieren.

Rainer Will, Geschäftsführer des Handelsverbands, hält ein Bonus-Malus-System für nicht sinnvoll. Dies wäre "teuer und bürokratisch", so Will zur "Wiener Zeitung". Die vorgeschlagene 5-Prozent-Grenze wäre überdies wettbewerbsverzerrend. Will: "Das käme einer versteckten Supermarkt-Steuer gleich, die auf Kosten der Nahversorgung gehen würde und aus unserer Sicht ganz klar an der Lebensrealität der Konsumenten vorbeigeht."

In dieselbe Kerbe schlägt auch Stephan Schwarzer, Leiter der Abteilung für Umwelt- und Energiepolitik in der Wirtschaftskammer Österreich. Auch er spricht von zu hohen Kosten für das Regulativ, das die Konsumenten belasten würde. Schwarzer verweist darauf, dass sich in Österreich der Mehrweganteil schon seit Jahren stabilisiert und sich zuletzt sogar schon aufwärts entwickelt habe.

Aus Sicht der heimischen Kunststoffindustrie sind Mehrweggebinde nur dort begrüßenswert, "wo sie auch ökologisch Sinn machen", heißt es in einer Aussendung. Insbesondere die Klimabelastung dürfe man bei der Entscheidung, welches Verpackungsmaterial verwendet werden soll, nicht außer Acht lassen. Stichwort: Transportwege.(ede)