Noch handelt es sich nur um Ansätze, aber sie sind viel versprechend: Im Kampf gegen Krebs, der oft schon durch Früherkennung zu gewinnen wäre, setzen zahlreiche Fachleute zunehmend auf die Technik. Dabei ist nicht einmal jedes Verfahren wie etwa die MRT neu, deren Überlegenheit im Vergleich aber nach jüngsten Studien nun weit besser nachgewiesen. Aufsehen erregend ist aber auch der kühne Schritt deutscher Wissenschafter, der zumindest die Überlebenszeit von Patienten mit bösartigen Gehirntumoren deutlich verlängern soll.
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Mit magnetischen Nanoteilchen haben die Berliner Charite und das Bundeswehrkrankenhaus Berlin eine neuartige Therapie gegen bösartige Gehirntumore (Glioblastome) begonnen. Das Verfahren besteht aus einer "Impfung" des Tumors mit winzigen Eisenteilchen und einer anschließenden Übererwärmung. Nach Charite-Angaben handelt es sich um die erste klinische Anwendung der Methode weltweit.
Bei dem Verfahren werden eisenhaltige Nanopartikel unter Narkose millimetergenau in den Tumor gespritzt und von den Krebszellen aufgenommen. Anschließend werden die eisenhaltigen Zellen von außen mit Hilfe eines Magnetfeldes auf Temperaturen bis 45 Grad Celsius erwärmt. "Die Hitze zerstört viele Krebszellen in Tumor und Umgebung und verstärkt zugleich die Wirkung der nachfolgenden Strahlentherapie", erläuterte Studienleiter Prof. Klaus Maier-Hauff vom Bundeswehrkrankenhaus.
Die so genannte Magnetflüssigkeits-Hyperthermie (Magnetic Fluid Hyperthermia, MFH) habe sich in Tierversuchen bewährt. So konnte die Überlebenszeit von Ratten, bei denen ein bösartiger Hirntumor künstlich erzeugt wurde, mit nur zwei Wärmebehandlungen von durchschnittlich acht auf 35 Tage verlängert werden. Die mittlere Lebenserwartung eines Glioblastom-Patienten beträgt acht bis 14 Monate.
Höchste Trefferquote . . .
Bei der Brustkrebs-Früherkennung von Risikopatientinnen ist die Magnetresonanz-Tomographie (MRT) das mit Abstand beste und sicherste Verfahren. Mit der gängigen Mammographie dagegen werden ebenso wie mit Ultraschall viele Tumoren übersehen. Das ergab eine Studie der Universität Bonn, in deren Verlauf 462 Frauen regelmäßig auf ein Mammakarzinom untersucht worden waren.
Mit Hilfe der MRT entdeckten die Mediziner 96 Prozent aller Brusttumoren. Bei der Mammographie betrug die Trefferquote lediglich 42 Prozent, beim Ultraschall 47 Prozent. Als Konsequenz aus diesem überraschend klaren Ergebnis fordern die Wissenschafter, die MRT an Stelle der Mammographie künftig als Standard-Untersuchungsmethode bei Frauen mit familiär gehäuftem Brustkrebs einzusetzen.
Das Mammakarzinom ist die häufigste Krebserkrankung von Frauen. Für knapp ein Drittel der Patientinnen endet das Leiden tödlich - obwohl dieser Tumor bei rechtzeitiger Diagnose geheilt werden kann. Etwa vier bis neun Prozent aller Brustkrebsfälle haben genetische Ursachen.
Auslöser sind meist Schäden in Erbanlagen, die normalerweise verhindern, dass sich eine krankhaft veränderte Zelle zu einem Tumor entwickelt. Als besonders gefährdet gelten daher Frauen mit nahen Verwandten, die schon in jungen Jahren Brustkrebs bekamen oder in deren Familien die Krankheit gehäuft auftritt. Ärzte empfehlen für diese Frauen regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen spätestens ab einem Alter von 30 Jahren.
. . . bei geringster Belastung
Die Mediziner der Bonner Uniklinik hatten zwischen 1996 und 2001 462 solcher Risikopatientinnen mit Hilfe von MRT, Mammographie und Ultraschall untersucht. Insgesamt entdeckten sie 51 Brusttumoren, von denen lediglich jeder vierte tastbar war. Die Magnetresonanz-Tomographie war nach Angaben der Experten nicht nur mit weitem Abstand am empfindlichsten, sondern lieferte auch die wenigsten falschen Befunde: In mehr als 54 Prozent aller Verdachtsfälle fanden die Ärzte bei der Gewebeentnahme tatsächlich einen Tumor. Bei der Mammographie betrug der Vorhersagewert nur 26 Prozent, und beim Ultraschall lag nur bei 16 Prozent der Verdachtsfälle tatsächlich ein Karzinom vor.
"Beim Screening von Patienten mit familiär gehäuftem Brustkrebs sollte die MRT die Mammographie ablösen", empfiehlt daher die Leiterin der Studie, Christiane Kuhl. Und dies nicht nur wegen der höheren Empfindlichkeit: Die Mammographie mache Tumoren mit niedrig dosierter Röntgenstrahlung sichtbar. Für Risikopatientinnen mit Genmutationen seien aber auch diese geringen Strahlendosen nicht ohne Gefahr: "Da sich diese Frauen zudem schon sehr früh einer regelmäßigen Vorsorgeuntersuchung unterziehen, sind sie im Laufe ihres Lebens einer höheren Röntgendosis ausgesetzt - und das, obwohl man gerade ihnen so wenig Strahlung wie möglich zumuten sollte." (http://www.meb.uni-bonn.de/radiologie/; http://www.krebshilfe.de)
Neuer Detektor . . .
Italienische Wissenschafter haben einen handlichen Detektor zur Erkennung von Krebs-Tumoren entwickelt. Die einfache Untersuchung funktioniere ähnlich wie der Sicherheitscheck auf dem Flughafen, berichtet das britische Fachmagazin "New Scientist" (Nr. 2399, S. 15). Der Physiker Clarbruno Vedruccio von der Universität Bologna benutze dazu ein Mikrowellen-Verfahren, das er ursprünglich für das Orten nicht-metallischer Landminen entwickelt hatte. In ersten Tests erkannte der Detektor 66 bis 93 Prozent der Tumore.
Das Trimprobe (kurz für Tissue Resonance Interferometer) getaufte Gerät hat die Form einer Chipsdose, wird am Körper entlanggeführt und entsendet dabei Mikrowellen mit Frequenzen zwischen 400 und 1.350 Megahertz. Das Signal ist mit weniger als 100 Milliwatt schwächer als das eines schnurlosen Telefons. Biologisches Gewebe wird Vedruccio zufolge von der Mikrowellenstrahlung angeregt, selbst Strahlung auszusenden, die sich mit dem Originalsignal überlagert.
. . . nutzt Gewebeunterschiede
Die dabei entstehenden Muster (Interferenzen) werden von einer Antenne aufgenommen. Vedruccio und sein Team stellten fest, dass Tumore, anders als gesundes Gewebe, bei rund 400 Megahertz besonders starke Interferenzen erzeugen. Die Forscher vermuten, dass dies mit unterschiedlichen elektrischen Eigenschaften von gesundem und Tumorgewebe zusammenhängt.
In klinischen Versuchen im San Carlo Borromeo Hospital in Mailand konnten mit dem Scanner 93 Prozent der Prostatakrebsfälle bestimmt werden, die später durch eine Biopsie bestätigt wurden. "Der Scanner scheint ideal für ein Massenscreening zu sein, weil er schnell ist, nicht-invasiv und hoch sensibel", berichtet der Urologe und Versuchsreihenleiter Carlo Bellorofonte. Bei einer zweiten Studie mit 200 Frauen am Europäischen Onkologie-Institut in Mailand erkannte das Gerät 66 Prozent der Brustkrebsfälle. Weitere Tests für Lungen-, Magen-, oder Leberkrebs laufen an. Die Publikation in einem Fachjournal steht allerdings noch aus.