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Mit Modernisierungsverlierern und dem rechten Rand zurück ins Spiel

Von Walter Hämmerle

Politik

Über den Erfolg der orangen FPÖ-Abspaltung Bündnis Zukunft Österreich (BZÖ) werden am Ende die Wähler entscheiden. Doch woher sollen diese kommen? Die "Wiener Zeitung" sprach mit dem Klagenfurter Politologen Peter Filzmaier über das Wählerpotenzial für die neue Bewegung Jörg Haiders.


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Die einstmals breite Wählerkoalition aus den alten, besseren Tagen der FPÖ - die Partei brach tief in die Kernwählerstrukturen von ÖVP und SPÖ ein - ist seit dem Regierungseintritt der Freiheitlichen im Jahr 2000 Stück für Stück auseinander gebrochen. Bis zum Schluss nur mehr wieder die alte deutsch-nationale blaue Stammklientel übrig geblieben ist. Die allein sichert jedoch schon längst nicht mehr das parlamentarische Überleben jenseits der Vierprozenthürde.

Während sich nach der Spaltung der Freiheitlichen die Rest-FPÖ klar auf den rechten nationalen Rand des Wählerspektrums zu konzentrieren scheint, liegen die Zielgruppen des BZÖ noch weitgehend im Dunkeln. Denn außer vagen Schlagworten wie globalisierungskritisch, freisinnig oder EU-kritisch war dazu bis jetzt nichts zu hören.

Für Filzmaier ist klar, dass es beim BZÖ nur um die Rückgewinnung verloren gegangener Wähler gegen kann, denn: "Es gibt keine unentdeckten Wählergruppen mehr."

Die aussichtsreichsten Chancen sieht er bei der Gruppe jener Wähler, die sich selbst als Modernisierungsverlierer betrachten. Ob dies zu Recht oder zu Unrecht geschieht, spielt laut Filzmaier keine Rolle: "Entscheidend ist das Gefühl der subjektiven Betroffenheit." Deshalb reiche dieses Segment auch - weit über den Bereich des sprichwörtlichen kleinen Manns hinaus - bis in den Mittelstand hinein. Für Filzmaier macht diese Strategie für das BZÖ auch Sinn, sei es doch nicht der rechte Rand, sondern diese Gruppe gewesen, die "Haider einst groß gemacht hat."

Als zweitwichtigstes Wählerpotenzial für das BZÖ bezeichnet Filzmaier den traditionellen rechten Rand - auch wenn sich dieser für den Moment der Rest-FPÖ zuwendet. Langfristig habe die neue Haider-Bewegung die größeren Überlebenschancen, sieht Filzmaier diese Klientel keineswegs als unwiederbringbar verloren an: "Mit ein paar rechten Bemerkungen zur rechten Zeit gewinnt Haider den rechten Rand schnell wieder zurück", ist er überzeugt - dies umso mehr, weil dieser jenseits des freiheitlichen Lagers über keine anderweitige politische Heimat verfüge.

Stimmenpotenzial für das BZÖ sieht Filzmaier schließlich auch bei den eher jüngeren, parteiunabhängigen Wählern. Allerdings würden auch alle anderen Parteien ein begehrliches Auge auf diese Gruppe werfen, weshalb am Ende das BZÖ hier wohl doch nur einen geringen Anteil gewinnen werde können.

Langfristig, so der Politologe, könnten die beiden erstgenannten Gruppen in Summe durchaus ausreichen, bei einer Regierungsbildung wieder ins Spiel zurückzukehren.