Laut Studie 130.000 Tonnen "Einsparungsüberschuss" im Jahr.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 11 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Wien. "In Summe haben wir bei der Abfallbehandlung in Wien mehr CO2 gespart, als wir ausgestoßen haben", verkündete Umweltstadträtin Ulli Sima am Dienstag. Laut einer Studie verursacht die Abfallbehandlung jährlich 420.000 Tonnen CO2-Äquivalente. Gleichzeitig werden aber 550.000 Tonnen CO2-Äquivalente gespart - und zwar durch die Gewinnung von Fernwärme aus der Restmüllverbrennung, die Vergärung von Küchenabfällen in der Biogasanlage, die Wiederverwertung der gesammelten Altstoffe und den Einsatz von Kompost aus Biomüll im biologischen Landbau.
Das heißt, dass zwar der Restmüll zum größten Teil verbrannt wird und dadurch auch reichlich CO2 entsteht. Aber es müsste weit mehr Material verbrannt werden, wenn alle Fernwärme-Kunden selbst heizen müssten. Immerhin bezieht schon ein Drittel der Wiener Haushalte Wärme aus der Müllverbrennung. Darüber hinaus liefert Wien Energie seit 2009 Fernkälte zur Gebäudeklimatisierung für Großkunden wie etwa das AKH oder die Boku; schließlich kann man mit Wärmeenergie auch Kälte erzeugen.
Insgesamt ergibt sich also jährlich ein "Einsparungsüberschuss" von 130.000 Tonnen CO2-Äquivalenten. "Das entspricht den Emissionen, die bei der Stromerzeugung von 130.000 Haushalten entstehen oder von 60.000 Pkw verursacht werden, die jeweils 15.000 Kilometer fahren", rechnete Sima vor.
Im Jahr 2020 soll der Überschuss bei rund 270.000 Tonnen CO22-Äquivalenten liegen. Das bedeutet 375.000 Tonnen CO2 an Emissionen, die laut Prognose 650.000 Tonnen an Einsparungen gegenüberstehen werden.
Dass Wien deshalb neue Müllverbrennungsanlagen braucht, glaubt Sima nicht. Der Bedarf sei gerade erhoben und die Anlagen für ausreichend befunden worden. Außerdem soll das Abfalllogistikzentrum, das noch heuer eröffnet werden soll, quasi als Puffer für Müll-Überschüsse bereitstehen. Die High-Tech-Anlage hat die Aufgabe, Müll aufzubereiten und bei Bedarf in Ballen zu verpacken, damit man ihn zwischenlagern kann. Das ist aber nur dann notwendig, wenn es zu Engpässen - etwa durch Reparatur oder Revision - in einer der Verbrennungsanlagen kommt.
Die positive Bilanz sei aber auch der Wiener Bevölkerung zu verdanken, "der das Mülltrennen schon in Fleisch und Blut übergegangen ist", wie Sima erklärte. Immerhin sammeln die Wiener 350.000 Tonnen an Altstoffen im Jahr. In Zahlen gegossen, "spart" das 75.000 CO2-Äquivalente.
Mit der Kompostierung von Bioabfall versucht man laut Umweltstadträtin, den Biokreislauf in der Stadt zu schließen: Aus 115.000 Tonnen Bioabfälle im Jahr entstehen rund 50.000 Tonnen Kompost. Seit kurzem bietet die MA 48 auf den Mistplätzen auch abgepackte, torffreie Blumenerde an, die auch für den Biolandbau geeignet sein soll: 18 Liter kosten 3 Euro, 40 Liter 5 Euro.
Trotzdem-Sünder
Dass die Stadt Wien bei der Abfallwirtschaft mehr CO2 spart als sie erzeugt, heißt aber noch lange nicht, dass das auch den Gesamtausstoß der Bevölkerung betrifft. Unterm Strich verursachen die Wiener sehr wohl mehr Schadstoffe als sie einsparen. Der Pro-Kopf-Ausstoß liegt derzeit bei rund 5,8 Tonnen (siehe Grafik). Aber das beunruhigt Sima nicht weiter - schließlich liegt der Bundesdurchschnitt laut Umweltbundesamt bei 10,1 Tonnen pro Kopf. "Eine Stadt mit Null-Emission gibt es in Europa noch nicht", gibt die Politikerin zu bedenken. Aber man wolle alles tun, um dorthin zu kommen.
Ein Weg dorthin führt laut Sima durch eine stärkere Vernetzung. Deswegen tritt die Stadt nun auch Arnold Schwarzeneggers Umweltinitiative "R20 Regions of Climate Action" bei, die von 31. Jänner bis 1. Februar in der Aula der Wissenschaften eine hochrangig besetzte Konferenz zu Klimawandel, erneuerbarer Energie und Energieeffizienz abhält.
Neben Initiator Schwarzenegger werden auch EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso, EU-Kommissarin Connie Hedegaard, Unido-Generaldirektor Kandeh Yumkella, Gustaf Nobel vom Nobel Sustainability Trust, der rumänische Ministerpräsident Victor Ponta und Österreichs Bundeskanzler Werner Faymann erwartet.