Die Sucht nach fossilen Energieträgern müsse enden, fordert Gastgeber Arnold Schwarzenegger beim sechsten Klimagipfel "Austrian World Summit" in der Wiener Hofburg.
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Arnold Schwarzenegger auf einem Fahrrad über den Heldenplatz radelnd. Arnold Schwarzenegger neben Österreichs Bundespräsidenten Alexander Van der Bellen in die Kamera lächelnd. Arnold Schwarzenegger mit Johanna Mikl-Leitner, Landeshauptfrau von Niederösterreich, im Arm: Der Action-Darsteller und ehemalige Gouverneur Kaliforniens und heutige Klimaaktivist aus der Steiermark ist beim heurigen Klimagipfel "Austrian World Summit" am Dienstag zwar nicht persönlich anwesend, aber dennoch omnipräsent. Auf einer überdimensional großen Leinwand, die fast eine gesamte Wand des Festsaals in der Wiener Hofburg einnimmt, ist er zwischen eingeblendeten rauchenden Schloten auf der einen Seite und rotierenden Windrädern auf der anderen digital dabei.
Es ist bereits der sechste Klimagipfel dieser Art. Greta Thunberg, die 2019 "Schulstreiks für das Klima" initiiert und damit den Grundstein für die globale Bewegung "Fridays for Future" gelegt hatte, ist diesmal nicht Teil der Veranstaltung, dafür aber die deutsche Klimaaktivistin Luisa Neubauer. Auch vor der Hofburg hat sich eine überschaubare Gruppe an Aktivisten versammelt, die mit Sprechchören und Transparenten für einen sofortigen Ausstieg aus fossilen Energieträgern demonstrieren.
30. Jahrestag des "Erdgipfels"
Der Festsaal selbst ist gut gefüllt. Da die Anzahl der Corona-Neuinfektionen jedoch wieder steigt, sei Schwarzenegger in Toronto geblieben, sagt Moderator Matt Iseman gleich zu Beginn. Dort drehe er gerade eine Fernsehserie. Bei den folgenden Diskussionsrunden ist Schwarzenegger vor einem Hochgeschwindigkeitszug sitzend zugeschaltet: "Der fährt aber nicht", sagt Schwarzenegger -es sei ein Filmrequisit im Studio.
Und doch spielt technologischer Fortschritt wie dieser eine zentrale Rolle beim heurigen Gipfel, der auch unter dem Aspekt des 30. Jahrestages des "Erdgipfels" in Rio de Janeiro steht: Die Konferenz der Vereinten Nationen über Umwelt und Entwicklung, die vom 3. bis 14. Juni 1992 stattfand, brachte damals ein erstes Umweltabkommen zur Bekämpfung gefährlicher menschlicher Eingriffe in das Klimasystem hervor.
Passiert sei seitdem nicht genug, sagt Schwarzenegger. Die CO2-Emissionen stiegen weiter an. Die Sucht nach fossilen Energieträgern müsse enden, vor allem aber sollen nun die fortschreitenden Technologien "das Unmögliche möglich machen". Allen voran die Elektroautos, die nicht mehr "klein und seltsam" aussähen wie früher, sondern mittlerweile "wunderschön" seien, leistungsstarke Batterien und eine große Reichweite hätten.
Das Thema Elektroauto-Batterie berge einen weiteren Fortschritt in sich, ergänzt der österreichische Unternehmer und Investor Klemens Hallmann: Batterien basierend auf der Salzwassertechnologie anstatt der herkömmlichen Lithium-Ionen Batterien. Denn Letztere seien "nahezu nicht abbaubar", so Hallmann.
Maßnahmen auf rechtlicher Basis
Jan Jenisch vom Baustoffproduzenten Holcim baut wiederum auf die Aufbereitung und Wiederverwendung von Abrissmaterial, wie er sagt. In den vergangenen drei Jahren habe man diese perfektioniert.
Klimaaktivistin Neubauer, die mit Hallmann und Jenisch sowie Österreichs Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne) auf dem Podium sitzt, schüttelt immer wieder den Kopf. Das seien minimale Schritte und vor allem zu wenige, meint sie. Solange man nicht Maßnahmen auf rechtlicher Basis setze, werde man kein Klimaziel erreichen - wie zum Beispiel jenes der Mitgliedstaaten der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen von 2015 in Paris, wonach die globale Erwärmung bis zum Jahr 2100 gegenüber 1880 unter zwei Grad Celsius gehalten werden muss.
Ein weiteres - in Neubauers Augen derzeit unerreichbar erscheinendes - Ziel ist, dass die EU bis 2050 klimaneutral werden soll. Österreich etwa habe seit mehr als 500 Tagen kein gültiges Klimaschutzgesetz und damit kein gesetzlich festgelegtes jährliches Treibhausgasbudget mehr.
Gewessler lässt das freilich nicht unkommentiert. Strom komme bereits zu 78,2 Prozent aus erneuerbaren Energien, bis 2030 sollen es 100 Prozent sein - im Vorjahr habe man das Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz beschlossen. Gemeinsam mit den Bundesländern habe man sich zudem darauf geeinigt, auch im mehrgeschoßigen Wohnbau bis 2035 den Ausstieg aus Öl- und Kohleheizungen und bis 2040 aus Gasheizungen zu schaffen. Dass das Klimaschutzgesetz in Begutachtung geht, sei auch ihr persönliches Anliegen, sagt Gewessler - und ihr persönlicher Kampf. Denn: "Jedes einzelne Gesetzesvorhaben, das ich in den vergangenen zwei Jahren durchgesetzt habe, ist auf Widerstand gestoßen." Der Anteil der erneuerbaren Energien am gesamten Energieverbrauch liege daher erst bei einem Drittel, räumt Gewessler ein.
Der Ukraine-Krieg und die Klimakrise
Bleibt noch die Frage, ob sich der seit Februar dieses Jahres herrschende Krieg in der Ukraine und das damit verbundene, weitgehende Öl-Embargo gegen Russland gut oder schlecht auf den Ausstieg aus fossilen Energieträgern auswirkt. "Gut", meint dazu Gewessler, denn jedes neue Windrad sei ein Schritt zu mehr Unabhängigkeit von russischem Gas. "Schlecht", kontert Neubauer: "Wir erleben einen weltweiten Aufschwung bei Öl- und Gasvorhaben -und damit einen Rückfall zu den fossilen Energieträgern."
Bundespräsident Van der Bellen ortet einen weiteren Aspekt: "Menschen verstricken sich in Kriege und Machtkämpfe miteinander und überhören die immer lauter werdenden Warnungen vor einer viel größeren Gefahr", sagt er. Schwarzenegger ergänzt: Die tausenden von Raketen, die Russland um Milliardenbeträge verschossen habe, seien "mit dem Ölgeld von uns mitfinanziert worden, da muss man ehrlich sein" - da habe jeder Einzelne "Blut an seinen Händen".