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+++ Energiesparen und Ausbau erneuerbarer Quellen notwendig. | Finanzierung durch Gewinne aus Emissionshandel.
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Wien. Europa hängt stark von importierter Energie ab, mehr als die Hälfte muss eingeführt werden. Die Kosten belaufen sich in den EU-15 auf knapp 300 Mrd. Euro. Den Importmix führt Öl mit 65 Prozent, gefolgt von Gas (19 Prozent) und Kohle (16 Prozent).
Österreich muss sogar mehr als zwei Drittel der benötigten Energie einführen. Und die Prognosen gehen davon aus, dass dies auch in der restlichen EU ab dem Jahr 2020 so sein wird, sollten nicht rechtzeitig Vorkehrungen getroffen werden. Vor allem beim Öl- und Gasverbrauch erwarten Experten enorme Steigerungen.
Besonders energieintensiv und ineffizient ist aus Sicht des Energieexperten der TU-Wien, Reinhard Haas, der Individualverkehr. "Macht es Sinn, für eine 80 Kilo-Person 1000 Kilo zu bewegen?" Dies sei weder sinnvoll noch günstig, daher müsste verstärkt auf öffentlichen Verkehr gesetzt werden. Handlungsbedarf sieht Haas, wie er im Gespräch mit der "Wiener Zeitung" betont, auch beim Heizen. Dieser Bereich ist ebenfalls zu 70 Prozent von Einfuhren abhängig. Doch da wäre laut TU-Experten einiges zu machen. Denn besonders ineffizient sind 1,6 Millionen Einfamilienhäuser, sie verschlingen drei Viertel der benötigten Energie. Das übrige Viertel verbrauchen die restlichen 1,6 Wohnungen. Haas rät zur thermischen Sanierung, damit könnte vom gesamten Wärmeverbrauch (250 Petajoule) ein Viertel eingespart werden.
Finanzielle Anreize für thermische Sanierung
Weiters empfiehlt der Wissenschaftler den Umstieg auf erneuerbare Energieträger wie Holz oder Warmwasseraufbereitung via Solarkollektoren. Dadurch könnte die Importabhängigkeit von 70 Prozent auf nur ein Fünftel gesenkt werden. Notwendig sei dazu der politische Wille.
Thermische Sanierung ist nicht billig. "Zudem muss es finanzielle Anreize geben, sonst nimmt niemand Geld in die Hand", so Haas. Er veranschlagt für eine halbe Million Einfamilienhäuser Kosten von 18 Mrd. Euro, wovon 8 Mrd. Euro Förderung sein sollten.
Unabhängig von Gas, Öl und Kohle könnte sich Österreich bei der Stromversorgung machen. Der TU-Professor hält eine Steigerung der Erzeugung grüner Energie (Wasserkraft, Photovoltaik, Biomasse, und Wind) für möglich, obwohl deren Anteil in den letzten 10 Jahren um 10 Prozentpunkte gesunken ist. Lag der Anteil der Ökoenergie (samt Wasser) 1997 noch bei 70 Prozent, so ist dieser auf 60 Prozent gesunken.
Jahresstromverbrauch nur aus Erneuerbaren
Haas schätzt das Ökopotenzial so hoch, dass 62 Terawattstunden Strom - der heimische Jahresverbrauch - gedeckt werden könnten, vorausgesetzt, der Verbrauch bleibt gleich. Auch Michael Bobik von der Fachhochschule Johanneum hält die Stromerzeugung ohne fossile Brennstoffe für machbar, bei starker Ausweitung der Holzproduktion.
Für die Finanzierung dieser Schritte Richtung Energieautonomie sollten laut Haas die Energieversorger zur Kasse gebeten werden: "Diese verschaffen sich mit dem Emissionszertifikatehandel einen Gewinn von jährlich 75 Mio. Euro." Zusätzlich machen die Gewinne aus abgeschriebenen Wasserkraftwerken jährlich etwa 150 Mio. Euro aus.
Gas wird sich in den kommenden Jahren weiter stark verteuern. Größere Haushaltskunden in Österreich müssen bis zum Jahr 2010 mit 20 bis 25 Prozent Preisanstieg rechnen, prognostiziert eine Studie des Beraters A.T. Kearney. Europaweit wird der Verbrauch in den kommenden Jahrzehnten stark wachsen - getrieben von der Stromherstellung aus Gas. Russland werde jedenfalls danach trachten, seine Vorherrschaft weiter auszubauen. Nötig seien daher strategische Partnerschaften und die gezielte Förderung erneuerbarer Energien.