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Mit Öl-Embargo droht nächster Inflationsschub

Von Karl Leban

Wirtschaft

Verharrt der Ölpreis länger über 120 Dollar, könnte das die Inflation weiter hinauftreiben.


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Noch ist an der Preisfront keine Entspannung in Sicht. Im Gegenteil: Befeuert von den Energiepreisen ist die Inflation in Österreich im Mai nach einer Schnellschätzung der Statistik Austria von 7,2 auf 8,0 Prozent gesprungen, den höchsten Wert seit September 1975. Doch dies dürfte noch nicht das Ende der Fahnenstange sein, denn mit dem von der EU nun fixierten Importstopp für russisches Erdöl droht jetzt der nächste Inflationsschub.

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Der Ölpreis hat jedenfalls reagiert, am Dienstag kostete ein Fass der europäischen Sorte Brent in der Spitze mit knapp mehr als 124 Dollar fast 2 Prozent mehr als am Tag davor. Es war das höchste Niveau seit Anfang März. Dass dieser Preisanstieg schon bald auch auf die Treibstoffpreise an den heimischen Tankstellen durchschlagen und damit für die Konsumenten spürbar sein wird, ist absehbar. Über die höheren Preise für Benzin und Diesel kann der Ölpreis vor allem auch den Transport von Waren verteuern, sodass diese ebenfalls teurer werden.

Aus Sicht der Konjunkturforscher des Wifo hat das jetzige Öl-Embargo gegen Russland das Potenzial, die Inflation in Österreich um weitere 0,3 bis 0,5 Prozentpunkte hinaufzutreiben. Dabei hat das Wifo seine Prognose für die durchschnittliche Jahresinflation zuletzt ohnehin schon deutlich nach oben korrigiert - nämlich von 5,8 auf 6,5 Prozent.

"Gaspreise tun viel mehr weh"

Mit Blick auf das Öl-Embargo sagt auch Stefan Bruckbauer, Chefökonom der Unicredit Bank Austria: "Natürlich kann das die Inflation noch einmal nach oben treiben. Viel mehr weh tun aber die Gas- und Strompreise." In der Tat bewegen sich im Großhandel die Gaspreise für Juni auf Rekordhöhen. Wie die Österreichische Energieagentur am Dienstag mitteilte, zeigt sich gegenüber dem gleichen Vorjahresmonat ein Plus von 424,3 Prozent. Die Preise haben sich demnach geradezu explosionsartig mehr als verfünffacht.

Dass sich das Öl-Embargo auf das weitere Inflationsgeschehen substanziell auswirkt, davon geht Bruckbauer allerdings nicht aus. Dies wäre nur dann der Fall, wenn der Ölpreis über einen längeren Zeitraum über der Marke von 120 Dollar verharren würde. "Da könnte die Inflation dann schon noch um einen halben Prozentpunkt steigen", so der Ökonom, der aktuell eine Jahresrate von 5,9 Prozent - bei einem angenommenen Ölpreis von 110 Dollar - auf seiner Rechnung hat. Korrekturbedarf sieht er hier derzeit keinen. "Ich glaube nicht, dass der Ölpreis eine schockartige Entwicklung nehmen wird. Das Öl-Embargo ist ja erwartet worden", sagt Bruckbauer. Und schließlich sei die Weltwirtschaft gerade im Begriff, sich abzukühlen. Damit sollte auch der Ölpreis wieder zurückkommen.

Druck auf EZB steigt

Im Mai hat sich der rasante Anstieg der Verbraucherpreise auch in der Eurozone fortgesetzt. Mit einer durchschnittlichen Rate von 8,1 Prozent - dem höchsten Wert seit der Euro-Einführung - beschleunigte er sich sogar, wie aus einer ersten Schätzung des EU-Statistikamtes Eurostat hervorgeht. Im März und April hatte die Teuerung im Währungsraum jeweils 7,4 Prozent betragen. Für Mai hatten Volkswirte zwar mit einem weiteren Anstieg gerechnet - allerdings "nur" auf 7,7 Prozent.

Mittlerweile ist die Inflationsrate im Euroraum bereits viermal so hoch wie das Ziel der Europäischen Zentralbank (EZB), die eine Teuerung von zwei Prozent als optimales Niveau für die Wirtschaft anstrebt. Damit nimmt der Druck auf die Euro-Währungshüter, rasch mit Zinserhöhungen gegenzusteuern, zu. In Großbritannien und den USA, wo es ebenfalls ein veritables Inflationsproblem gibt, ist die Zinswende bereits voll im Gang. In Europa hat die der Preisstabilität verpflichtete EZB ihre Abkehr vom billigen Geld erst für Juli mit einem ersten Zinsschritt angedeutet.