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"Mit Ötsch vom Regen in die Traufe"

Von Karl Leban

Wirtschaft

Airline-Vorstand: Geld reicht bis zum Eigentümerwechsel. | Erneuter Appell an Streubesitz, Angebot der Lufthansa anzunehmen. | Wien. Draußen vor der Tür lachte die Sonne und sorgte für vorsommerliche Temperaturen. Drinnen, in einem der Großsäle des Austria Centers, herrschte hingegen frostige Stimmung. Wie erwartet, geriet die Jahreshauptversammlung der AUA gestern, Dienstag, zu einer schonungslosen Abrechnung mit dem Management unter dem im Jänner geschassten Vorstandschef Alfred Ötsch. Wobei auch ÖIAG-Boss Peter Michaelis als Aufsichtsratspräsident der noch teilstaatlichen Fluglinie sein Fett abbekam. Insgesamt wohnten dem brisanten Spektakel mehr als 400 Aktionäre bei, die gut 55 Prozent des Grundkapitals vertraten.


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Verbal besonders scharfe Salven in Richtung Ötsch feuerte der Kleinanlegerschützer Wilhelm Rasinger ab: "Ötsch ist der personifizierte Misserfolg dieses Unternehmens. Mit ihm ist die AUA vom Regen in die Traufe gekommen, er war der falsche Mann zur falschen Zeit am falschen Ort." Wie berichtet, hat die AUA, die vor der Übernahme durch die Lufthansa steht, im vergangenen Jahr mit einem Verlust von 429,5 Mio. Euro tiefrote Zahlen geschrieben.

"Mit seiner unerträglichen Eitelkeit hat Ötsch Lösungen behindert", kritisierte Rasinger. Seine Auftritte in der Öffentlichkeit seien eine "permanente Provokation" gewesen. Wie andere kritische Aktionäre beantragte Rasinger deshalb auch, die Entlastung der derzeitigen AUA-Vorstände Peter Malanik und Andreas Bierwirth getrennt von der von Ötsch vorzunehmen. Michaelis stimmte diesem Antrag zu (das Ergebnis stand bei Redaktionsschluss noch aus).

Kritik an "Geheimniskrämerei"

Nach wie vor jedoch mauerte der Aufsichtsratschef, was die Höhe von Ötschs Abfertigung bei dessen vorzeitigem Ausscheiden betrifft (kolportiert werden 1,1 Mio. Euro). Michaelis erwähnte lediglich, dass für die einvernehmliche Trennung fast genausoviel gezahlt worden sei, wie zu zahlen gewesen wäre, wenn es eine einseitige Abberufung gegeben hätte. Ötschs Vertrag selbst, der bis Ende März 2011 gelaufen wäre, bezeichnete Michaelis als aktienrechtlich ganz eindeutig angemessen.

Der Wiener Anlegeranwalt Georg Vetter quittierte die Einsilbigkeit des obersten AUA-Kontrollors mit massiver Kritik: "Geheimniskrämerei ist gerade in Krisenzeiten völlig fehl am Platz." Gleichzeitig betonte er jedoch, dass es falsch wäre, nun die ganze Last des Versagens auf einen Einzelnen (nämlich Ötsch) abzuladen. Während Kleinanleger schon vor drei Jahren die Privatisierung gefordert hätten, "hat Ötsch doch nur gesagt, was die Politik hören wollte". Darum wäre Ötsch auch austauschbar gewesen, so Vetter. "Kein Mensch braucht eine nationale Airline", rechnete der Anwalt mit früheren Parolen à la rotweißrote Heckflosse ab.

Staller: "Sie sind ein Versager"

Der als rebellisch bekannte Anleger Rupert-Heinrich Staller meinte in seinem Statement, für Ötsch wäre es eine Frage des Anstands gewesen, freiwillig auf eine Abfertigung zu verzichten. "Ich halte diese Abfertigung für geradezu obszön." Wenn man als Aufsichtsrat einen Versager wie Ötsch so gehen lasse, mache man sich zum Mittäter, polterte Staller.

Zu Michaelis sagte der Aktionärsrebell: "Sie sind ein Versager für dieses Unternehmen. Falls Sie mich jetzt klagen, trete ich gerne den Wahrheitsbeweis an." Staller warf Michaelis vor, sich auf politischer Ebene viel zu spät für die Privatisierung der AUA eingesetzt zu haben: "Vor Karl-Heinz Grasser (von 2000 bis Anfang 2007 Finanzminister, Anm.) feig zu sein, ist überhaupt entsetzlich."

"Dann gibt´s keine AUA mehr"

Indes appellierten die beiden Vorstände Malanik und Bierwirth an die Kleinaktionäre einmal mehr, das bis 11. Mai befristete Lufthansa-Übernahmeoffert von 4,49 Euro je Aktie anzunehmen. "Geben Sie dem Unternehmen die Chance, in eine neue Zukunft zu starten", sagte Bierwirth. Die andere Zukunft hieße "Schrumpfen", und darunter hätte der gesamte Wirtschaftsstandort Österreich zu leiden. Verbale Unterstützung kam von einem aus der Schweiz stammenden Kleinaktionär: "Wenn wir nicht an die Lufthansa verkaufen, wird es keine AUA mehr geben." Standort und Arbeitsplätze seien "viel wichtiger als unsere Gefühle für die Lufthansa".

Zumindest für Rasinger ist mit dem jetzigen Angebot allerdings "noch nicht das letzte Wort gesprochen". Er hofft auf einen Besserungsschein für den Streubesitz (ähnlich wie beim Paket der ÖIAG) bzw. auf eine Tauschmöglichkeit in Lufthansa-Aktien.

Im Übrigen geht der AUA-Vorstand weiter davon aus, dass es die Airline mit der staatlichen Überbrückungshilfe von 200 Mio. Euro bis zum Eigentümerwechsel schafft, ohne in die Insolvenz zu fliegen, und auch die EU-Kommission ihren Segen für den Verkauf gibt. Amtsblatt Seite 39 bis 43