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Handelsakademie in Bad Aussee ist "Schule des Monats". | Schüler führen Weltladen und helfen Kindern in Afrika. | Bad Aussee. "Wir haben hier irrsinnig geile Projekte", erklärt Herbert Hütter mit stolzem Lächeln. Von der Begeisterung des Direktors hat sich die Jury der "Wiener Zeitung" anstecken lassen und die Handelsakademie und Handelsschule für Informationstechnologie (HAK/HIT) im steirischen Bad Aussee zur "Schule des Monats" Juni gekürt.
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In den vergangenen drei Jahren hat die Arbeit der Schule weite Kreise gezogen: Von Bad Aussee, der geografischen Mitte Österreichs, bis in das kleine Dorf Tawa im afrikanischen Tansania. Mit gesammelten Spenden konnte dort eine Schule für 250 Kinder gebaut werden. Bei einer Tour auf den Kilimandscharo im Jahr 2002 sei er auf die Armut in Afrika aufmerksam geworden, schildert der passionierte Bergsteiger Hütter die Anfänge des Projekts. Zurück in Bad Aussee, präsentierte er seinen Kollegen die Idee, in Tansania eine Schule zu bauen. "Zuerst haben mich alle für deppert gehalten - aber jetzt steht die Schule", sagt er zur "Wiener Zeitung".
Afrofest in Bad Aussee
Um die dafür nötigen 18.000 Euro aufzubringen, veranstalteten auch die anderen drei Schulen, die wie die HAK/HIT im Bundesschulzentrum Bad Aussee angesiedelt sind, Benefizveranstaltungen. Einmal jährlich findet ein großes gemeinsames Fest statt. 2005 konnten beim Afrofest 8000 Euro lukriert werden. Am kommenden Freitag wird das Fest in Bad Aussee wiederholt: Geboten werden unter anderem Konzerte afrikanischer Gruppen sowie ein Trommelworkshop. Und: Sänger "Hubert von Goisern verdoppelt uns den Erlös", ist Hütter stolz.
Fairer Handel in Aussee
Während des Schuljahres engagieren sich die Schüler im schuleigenen Weltladen: Als vor drei Jahren der Ausseer Weltladen dem Konkurs entgegen schlitterte, gründeten drei der Lehrkräfte kurzerhand einen gemeinnützigen Verein, und übernahmen das Geschäft.
Statt der sonst üblichen Übungsfirma führt nun jedes Jahr die jeweilige dritte Klasse der Handelsschule den Weltladen, der neben fair gehandelten Lebensmitteln auch Korbwaren und Bekleidung anbietet.
"Neben der Ausbildung der Schüler wollen wir den fairen Handel im Ausseerland bekannt machen", sagt Co-Initiator Heinz Sackl-Mayer. Der Gewinn geht je zur Hälfte an das Hilfsprojekt in Afrika und an Bedürftige im Ausseerland.
Als gemeinnütziger Verein ist der Weltladen auch auf die Arbeit Freiwilliger angewiesen: "Ich springe immer gerne ein, etwa am Freitagnachmittag oder am Samsatg, wenn die Schüler nicht mehr so für den Laden zu begeistern sind", schmunzelt Brigitte Zanella, Mutter einer Schülerin.
Mangelnde Begeisterung ist jedoch selten. "Das Verkaufen macht mir extrem viel Spaß. Außerdem macht man ja gerne etwas für seine Schule", meint Schulsprecher Alexander Schierhuber, der als HAK-Schüler eigentlich nicht zur Arbeit im Geschäft verpflichtet ist, sondern freiwillig mithilft.
Schierhuber betont auch das gute Schulklima: "Ich kenne den drastischen Unterschied zwischen einem Gymnasium in Salzburg und der HAK in Bad Aussee. Hier ist der Umgang viel persönlicher, man ist keine Artikelnummer, man ist schon der Alex", sagt er.
Zu dem guten Klima trägt auch die Beschäftigung mit Afrika bei: "Ich selbst habe dadurch viel für mich selbst gelernt", meint er, "auch die Schüler lernen so, dass die Möglichkeit, zur Schule zu gehen, nicht selbstverständlich ist".
Die vielen unbezahlten Überstunden, die das Lehrerkollegium für die Organisation des Projektes leistet, seien also "nicht umsonst". Aber: "Wenn jemand im Wirtshaus schlecht über Lehrer spricht, dann werde ich grob", warnt der Unermüdliche.
"1000 Projekte warten"
Weitere Projekte sind freilich schon in Planung: 25.000 Euro für den Bau einer Krankenstation in Tansania liegen bereits auf der Seite - derzeit entsteht der Bauplan. "1000 weitere Dinge warten auf uns, und wir haben noch genug Pfeffer im Hintern", sagt Hütter zur "Wiener Zeitung" und lächelt verschmitzt.