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Mit qualitativer Feinjustierung

Von Sabine Ertl

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Seit der deutsch-französische Sender arte flächendeckend in das europäische Nachmittagsprogramm eingedrungen ist, darf sich der eingefleischte arte-Seher über ein Plus von fünf Stunden Sendezeit freuen. Wie dieser mit dem zusätzlichen Angebot verfährt, dürfte wohl eine Frage des aktiven Konsumieren-Könnens bzw. des späteren Verzehrs dank Zuhilfenahme eines Videorecorders sein. Trotzdem kommt die Ausweitung des arte-Programms mit Start um 14 Uhr nicht überraschend - für viele gilt sie gar als Vorbote zum geplanten Vollprogramm. Doch dieses liegt noch in weiter Ferne.

Ob schließlich das Konzept von mehr "Zuschauernähe" das dichte Programmgeflecht unterwandern wird, liegt in den Händen des kühnen Strategen und neuen arte-Präsidenten

Jérôme Clément. Wohlweislich wird Clément dahin gehende Sorgen zu zerstreuen wissen, denn bis dato strotzt das arte-Programm vor köstlichen Highlights: So widmete sich am Montag die neue Frauensendung "Lola" dem Thema "Was ist Scham?", neu war auch das Magazin von Bäumen und Menschen "Sylva", triumphal der Schwerpunkt "Goethe auf dem Rückzug" zu den Feiern des Élysée-Vertrags, avantgardistisch das Mitternachtsmagazin "KurzSchluss". Dort brachte der Filmemacher Gérard Courant die wahre Faszination von kultureller Authentizität auf den Punkt. "Cinématon" heißt sein Endlosprojekt, das bislang 2.035 filmische Porträts verschiedener Persönlichkeiten zeigt: Es ist eine Form von mentalem Striptease, der ausgewähltes Publikum in seinen Bann zieht, sich aber dann doch abseits von medienpolitischen Notwendigkeiten bewegt. Und das ist gut so.