Mit "Osterreich" eröffnete der ORF-Donnerstag-Abend seine Sommerkabarett-Folgen. Die Umlaut-Stricherln hat Lukas Resetarits weggelassen, weil die beiden Schriftzeichen unmodern geworden seien, wie man an OMV oder FPO erkennen könne.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 14 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Am Anfang zieht es sich ein wenig. Resetarits, der optisch einigen von ihm apostrophierten Figuren aufs Haar gleicht ("hat seine besten Jahre schon Jahrzehnte hinter sich"), leitet das Programm als Ausrufer eines Panoptikums ein, der sich alsbald in dessen Angestellten, den Herrn Resetarits, verwandelt. Dieser kann die Versprechungen seines Chefs das Programm betreffend mangels notwendiger Fertigkeiten nicht einlösen, was ihn an seine Kindheit erinnert. Und genau hier zeigt Resetarits, wo seine stärksten Seiten sitzen: Im Erzählen von Geschichten, im Imitieren von Typen, im Blick hinter die Fassade der Menschen. Wenn er einen Ausrufer nachahmt, der mit einem Sprachfehler behaftet ist, eine Madame Electric, die eine Tiernummer mit altersschwachen Pudeln vorführt, auch diese stellt Resetarits dar - dann ist das Publikum genau dort, wo die Geschichte spielt: Im Wiener Wurstelprater der Sechziger Jahre.
Da bräuchte es keine reichlich konstruierte Überleitung zu den Neuen Russen oder die Behauptung, Hitler, sehe ohne seinen Bart aus wie der Fünfermeinl. Natürlich will kein Kabarettist ohne einen roten Faden auskommen, und den zu finden, ist nicht immer einfach. Aber Lukas Resetarits, der seine besten Jahre noch lange nicht hinter sich hat, ist einfach spürbar mehr in seinem Element, wenn er vom Zuckerlgeschäft am Reumannplatz erzählt als von der globalisierten Wirtschaft.
medienkritik@wienerzeitung.at