Weniger düster als in vielen osteuropäischen Staaten stellt sich die Lage der Roma in Österreich dar. Die Schwierigkeiten, mit denen sie hier trotzdem zu kämpfen haben, betrifft zwar viele ZuwanderInnen. Doch der kulturelle Hintergrund der Roma kann zuweilen die Situation verschärfen. Seit zehn Jahren bemüht sich das "Romano Centro", gegen Diskriminierung anzukämpfen sowie zwischen Mitgliedern der Volksgruppe und ÖsterreicherInnen Brücken zu schlagen.
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In die Schule schicken nicht alle Roma ihre Kinder gern. In einer Kultur, die auf Zusammenhalt in Familie und Clan basiert und ihre Traditionen in mündlicher Form überliefert, müssen starre Strukturen außerhalb des "Hauses" suspekt erscheinen. Doch damit allein ist die hohe Anzahl an AnalphabetInnen unter den Roma in vielen Staaten nicht zu erklären. Oftmals wurden Kinder von Anfang an in die Sonderschule gesteckt - nicht so sehr wegen Lern- als wegen Anpassungsschwierigkeiten.
Mittlerweile werden Lerndefizite wirkungsvoller behoben, erzählt Renata Erich vom "Romano Centro". So organisiert der Verein Lernhilfen: Student-Innen und LehrerInnen lernen mit den Kindern zu Hause, machen mit ihnen Hausaufgaben. Drei Roma-Assistentinnen vermitteln in Schulen zwischen Eltern, LehrerInnen und Kindern und versuchen so eine Annäherung zwischen unterschiedlichen Denkweisen. Damit gelte es bereits in der Vorschule anzufangen. Denn immer noch haben viele Roma eine mangelhafte Ausbildung und sind in Österreich großteils als HilfsarbeiterInnen oder Reinigungspersonal beschäftigt, erzählt Erich.
Durch den Beitritt Österreichs zur Europäischen Union hat sich für die Roma kaum etwas geändert. Zwar werden einige staatenübergreifende Projekte mit Mitteln aus dem PHARE-Programm (Förderprogramm für EU-Kandidatenländer) unterstützt, doch von einem Geldsegen kann nicht die Rede sein. Ein wenig gebessert hat sich die Situation mit der Einrichtung eines Volksgruppenbeirats 1995. Seit 1993 sind Roma eine anerkannte Volksgruppe in Österreich und haben damit Recht auf finanzielle Unterstützung, die beispielsweise Vereinen zu Gute kommt.
Rudolf Sarközi, Vorstand des Kulturvereins Österreichischer Roma und Vorsitzender des Volksgruppenbeirats, teilt diese Meinung. Die Anerkennung sei für Europa beispielgebend, ist er überzeugt. Wie wichtig auch der politische Einfluss ist, habe sich nicht zuletzt bei den Verhandlungen zu NS-Entschädigungszahlungen gezeigt. Denn beinahe wären die Häftlinge des Anhaltelagers Lackenbach leer ausgegangen.
Eine Ausstellung anlässlich des zehnjährigen Bestehens des Kulturvereins Österreichischer Roma wird am 2. Mai, 18 Uhr, in der Devrientgasse 1 eröffnet.