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Karl Koller ist tot. Koller wer? Man darf es der Nachwelt wohl nicht übel nehmen, dass sie mit der Nachricht vom Ableben von Österreichs größtem Skipionier seit Matthias Zdarsky nicht sofort etwas anfangen konnte. Toni Sailer, Franz Klammer, ja. Aber Karl Koller? Nun, das mag daran liegen, dass der Skirennläufer, Skilehrer und Multifunktionär im hohen Alter von 100 Jahren am Nationalfeiertag verstorben ist.
Es gibt halt nicht mehr viele, die sich noch an die aktive Zeit des einstigen Skinationalteamfahrers (unter anderem für das Deutsche Reich) und Hahnenkamm-Siegers von 1946 erinnern können. Und wenn sie ihn noch aktiv erlebt haben, dann wohl als findigen Skilehrer - auf Koller geht etwa der Kurzski für den Unterricht von Kindern zurück - und Leiter der "Roten Teufel von Kitz", der legendären Kitzbühler Skischule. 25 Jahre stand er ihr vor - bis zu seinem Abschied 1975. Und das ist jetzt mittlerweile auch schon wieder fast 45 Jahre her.
Das Interessante an Karl Koller waren aber nicht bloß seine Erfolge als Athlet, Skipädagoge und Autor, sondern vor allem die Geschichten, die er zu erzählen wusste - Geschichten, die heute vollkommen aus der Zeit gefallen scheinen. Darüber, wie er 1938 Österreichischer Jugendmeister wurde. Oder wie er dem späteren deutschen Rüstungsminister Albert Speer einst das Skifahren beibrachte. Eine für ihn bisweilen überaus mühsame Tätigkeit, wie Koller 2008 in einem Interview bekannte: "Man hat gewusst: Ich sag nichts weiter. Aber zuhören hat man oft schon müssen. Auch wenn’s einen überhaupt nicht interessiert hat. Was er jetzt denn nicht wieder alles für den Hitler bauen muss und kann, hat der Speer sehr gerne erzählt." Solche Geschichten kommen nicht wieder, ebenso wie Karl Koller.