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Mit Sprechblasen gegen Vergewaltiger

Von Christian Ortner

Gastkommentare
Christian Ortner.

Eine deutsche Spitzenpolitikerin will zugewanderte Hardcore-Machos zu Frauenverstehern umerziehen - viel Spaß dabei.


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In der deutschen Kleinstadt Dessau wird gerade vor Gericht über vier junge Männer aus Eritrea verhandelt, die eine 56-Jährige vergewaltigt haben sollen, einer nach dem anderen. Um sie gefügig zu machen, sollen sie eine Bierflasche abgeschlagen und dem Opfer gedroht haben, mit den Glaszacken den Hals aufzuschlitzen. Ein Einzelfall natürlich, wie es in derartigen Fällen, von denen es mittlerweile eine beachtliche Zahl gibt, ja immer heißt.

Nicht direkt in Zusammenhang damit, aber durchaus in einem Kontext dazu stehend, gab dieser Tage die stellvertretende CDU-Vorsitzende Julia Klöckner, vermutlich die nächste deutsche Landwirtschaftsministerin und eine von Angela Merkels Kronprinzessinnen, Bemerkenswertes zu Protokoll. Es sei notwendig, dass "...wir Machomännern (patriarchalisch geprägten Familien, Anm.) deutlich machen, dass ihre Frauen und die Frauen, die hier geboren sind, gleich viel wert sind wie Männer".

Das klingt vorerst nach dem auch hierzulande üblichen und alltäglichen Integrationsgeschwurbel, mit dem die für die jüngste Völkerwanderung und ihre gelegentlich fatalen Folgen mitverantwortlichen Politikerinnen und Politiker auch hierzulande ihre ahnungslose Hilflosigkeit gegenüber den sich mittlerweile auftürmenden Problemgebirgen camouflieren wollen. Und doch wird gerade angesichts von Kollateral-Tragödien wie jener von Dessau sichtbar, welche Wählerverhöhnung dem inhaltsbefreiten Gerede innewohnt.

"Machomännern deutlich machen" - wie macht man das eigentlich im echten Leben? Mit ein paar Stunden "Werteerziehung", in denen darauf hingewiesen wird, dass Steinigungen hierzulande bitte geflissentlich zu unterlassen sind. Mit freundlich-verständnisvollen Worten diverser Helfer und Betreuer. Mit Flyern und Hinweisschildern, wo umständehalber interkulturelle Missverständnisse drohen. Viel mehr ist da nicht im wirklichen Leben.

Man muss wohl CDU-Spitzenpolitikerin, hauptberuflicher Integrationsirgendwas oder einfach hoffnungsfroh naiv sein, um zu glauben, man könne zwei prägende Jahrzehnte Erziehung zum gewaltbereiten Macho, der eine Bierflasche abschlägt, wenn sich eine Frau blöd ziert, mit solchen Kinkerlitzchen gleichsam abschalten - und am besten noch durch eine weltfrauentagskompatible Gendersensibilität ersetzen, die per Wertetraining implantiert wird.

Wer das für eine rassistische Betrachtungsweise hält, möge sich einmal vorstellen, ein in der afrikanischen Provinz gestrandeter alkoholaffiner und bildungsferner junger Mann aus einem der raueren Wiener Bezirke solle mittels zehn Stunden Wertekurs so umprogrammiert werden, dass er die dortigen Gebräuche, Werte und Sitten verinnerlicht und ihnen folgt. Viel Spaß dabei. Man muss kein Kulturpessimist sein, um sich recht gut vorzustellen, wie das ausginge (und man könnte es dem fiktiven jungen Mann auch gar nicht vorwerfen, so nebenbei). "Multikulti ist gescheitert, völlig gescheitert," hat Merkel vollkommen richtig erkannt. Leider hat sie das nicht jetzt gesagt und daraus die richtigen Schlüsse gezogen, sondern bereits im Jahr 2010. Der Rest ist Geschichte, deren Konsequenzen mit "deutlich machen"-Gedöns nicht zu beheben sind, in Deutschland genauso wenig wie hierzulande.