Politologe Peter Filzmaier im Interview über den Antritt Straches bei der Wien-Wahl.
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Heinz-Christian Strache wird bei der Wien-Wahl antreten. Das erklärten Vertreter der Partei Die Allianz für Österreich (DAÖ) gegenüber "Kurier" und "ORF". Der frühere, nach dem Ibiza-Skandal zurückgetretene FPÖ-Chef und Vizekanzler selbst erklärte im Interview mit dem Magazin "Insider", das mit der Tageszeitung "Österreich" erscheint, dass nur er Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) herausfordern könne. Die "Wiener Zeitung" sprach mit dem Politikwissenschafter Peter Filzmaier über die Aussichten Straches.
"Wiener Zeitung"Heinz-Christian Strache dürfte am Aschermittwoch verkünden, dass er bei der Wien-Wahl antreten wird. Wie glücklich ist der Zeitpunkt der Verlautbarung gewählt?Peter Filzmaier: Der Zeitpunkt kann schon verwundern. Es geht Strache ja um Medienpräsenz. Die Spekulationen über seine Kandidatur haben da sehr geholfen. Er hätte diese Spekulationen noch länger am Köcheln halten können. Wir sprechen immerhin von einer Wahl, die plangemäß Ende September stattfindet. Aber es ist wohl ein Signal, um die eigenen Reihen und Parteigänger einzuschwören. Vielleicht geht es auch darum, zusätzliche Unterstützer zu gewinnen, denn die wollen etwas Greifbares.
Der Aschermittwoch ist stark politisch besetzt. War es vielleicht ein Muss, dass Strache sich da outet?
Es stellt sich schon die Frage, was Strache denn sonst rund um den Aschermittwoch sagen hätte sollen. Das ist ein Termin, den er sicher nicht auslassen will. Da sucht Strache natürlich nach einer guten Ansage. Mehr vom gleichen Kokettieren mit der Kandidatur und dem Schimpfen auf alle anderen hätte keinen Neuigkeitsfaktor gehabt. Aber da befinden wir schon auf der Ebene der Tiefenpsychologie Straches.
Was ist von Strache und seiner neuen Partei zu erwarten?
Für Strache ist auf jeden Fall der Einzug in den Landtag und den Gemeinderat schaffbar. Und damit hätte er sein Ziel schon erreicht. Denn er kann sich offenbar ein Leben ohne Politik nicht vorstellen. Abgesehen vom Einzug ist das Ergebnis nicht wichtig, denn koalieren wird ohnedies niemand mit ihm.
Wie schwierig wird es für Strache, mit der Opferrolle zu kokettieren?
Der Verlauf der Ermittlungen der Justiz ist eine Unbekannte. Aber bei Straches hartgesottenen Fans wird die Opferrolle weiter funktionieren, unabhängig davon, was in den Ermittlungen weiter passiert. Noch dazu weiß man ja nicht einmal, ob es zu einer Anklage kommen wird. In jedem Fall ist ein rechtskräftiges Urteil vor der Wahl vom normalen Fristenlauf her völlig undenkbar.
Wie können die anderen Parteien vernünftigerweise auf Strache reagieren?
Freundliches oder unfreundliches Ignorieren. Strache hat sich als FPÖ-Kandidat immer größer gemacht, als er ist. Etwa als er das Rennen um den Bürgermeistersessel ausgerufen hat, obwohl klar war, dass er weder Erster noch Bürgermeister wird. Der SPÖ hat das damals gut gepasst, weil sie einen Gegner gebraucht hat. Aber wenn man jetzt auf jede Provokation einer Partei einsteigt, die um den erstmaligen Einzug kämpft, wäre das die falsche Strategie. Die SPÖ hat aber dem Vernehmen nach ohnedies schon einen anderen strategischen Gegner und der lautet: Türkis-Grün-Pink - wie realistisch oder unrealistisch das auch sein mag.
Und wie sieht es bei der FPÖ aus?
Vor allem bei der sollte man sich gegenseitig ignorieren. Wenn man beginnt, aus 15 Jahren Beziehung in der Öffentlichkeit alles Schlechte zu erzählen, kann das keinem von beiden nützen.
Zur Person~