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Mit unauffälliger Effizienz ins höchste Staatsamt

Von Josef Harnischmacher

Europaarchiv

Zwei Jahrzehnte in der Politik: Christian Wulff. | Berlin/Hannover. (afp) Selbstzweifel sind nicht unbedingt seine Sache: Mit nur 34 Jahren traute sich der 1994 politisch unbekannte Christian Wulff die Spitzenkandidatur gegen den damaligen niedersächsischen Ministerpräsidenten und späteren deutschen Kanzler Gerhard Schröder (SPD) zu. Dass der Machtwechsel erst im dritten Anlauf klappte, entmutigte ihn nicht.


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Als CDU-Ministerpräsident in Hannover gab er sich dann betont bescheiden. Ihm fehle "der unbedingte Wille zur Macht", sagte er erst vor zwei Jahren. Dabei arbeitete der heute 51-Jährige zwei Jahrzehnte konsequent daran, sich für höhere Ämter zu empfehlen - wie das des Bundespräsidenten.

Der Anfang von Wulffs Karriereweg war dabei durchaus steinig: Nach der Niederlage 1994 kassierte er 1998 bei der Landtagswahl in Niedersachsen seine zweite Schlappe gegen Schröder, der daraufhin SPD-Kanzlerkandidat wurde. Erst 2003 schaffte der Jurist den Machtwechsel und gewann gegen SPD-Ministerpräsident Sigmar Gabriel. Aus dem manchmal steif wirkenden Oppositionsführer machte der Sieg einen souveränen Regierungschef.

Die Wiederwahl Anfang 2008 war nicht zuletzt seinem sicheren Instinkt geschuldet. Selbst die Trennung von seiner langjährigen Ehefrau Christiane im Sommer 2006 ging Wulff offensiv an. Mit seiner Entscheidung für die Ehe mit der deutlich jüngeren Bettina Körner konnte er selbst in den ländlichen CDU-Stammlanden Osnabrück und Oldenburg bestehen. Aus dieser Ehe stammt der heute zweijährige Sohn Linus. Aus erster Ehe ist die 17-jährige Annalena.

Als Landesvater schien Wulff allgegenwärtig. Die CDU und Koalitionspartnerin FDP setzten in Niedersachsen konservative Akzente etwa durch das Festhalten am dreigliedrigen Schulsystem, und sie zeigten Härte gegenüber den Gewerkschaften des öffentlichen Dienstes bei den Tarifverhandlungen.

Unauffällig aber effizient inszenierte er sich immer wieder auch bundespolitisch in seiner Rolle als Vize-Vorsitzender der CDU. Auch die spektakuläre Berufung der 37-jährigen türkisch-stämmigen Muslimin Aygül Özkan zur Sozialministerin in Hannover war wohl ein Coup, um bundesweit Aufmerksamkeit zu erlangen.

Diese Berufung diente nebenbei dem Zweck, den vielleicht einzigen schwerwiegenden Fehler in der Selbstdarstellung auszubügeln: Zu Weihnachten 2009 flog Wulff mit Familie nach Florida, zahlte Economy, ließ sich aber von Air Berlin ohne Zuzahlung in der Business Class fliegen. Vor dem Landtag räumte Wulff später den Verstoß gegen das Ministergesetz unumwunden ein; zahlte knapp 3.000 Euro nach. Künftig kümmern sich andere um seine Beförderung.