Volksbanken AG benötigt wegen hohem Verlust erneut Kapital - Republik hofft auf die EZB.
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Wien. "Es wird ein Verlust in Höhe von etwa 505 Millionen Euro bei der ÖVAG auf Einzelinstitutsebene per 31.12.2014 im Zuge der Jahresabschlusserstellung gemäß Bankwesengesetz erwartet." Der schlichte Satz in einem "Nachtrag" zu einer Schuldverschreibung der Volksbanken AG machte am Donnerstag eines klar: Die Bank wird wohl noch einmal Kapital benötigen, und die mit 43,3 Prozent daran beteiligte Republik Österreich kann sich aussuchen, wie. Der Kapitalbedarf wird in Aufsichtskreisen auf "mehr als 100 Millionen Euro" geschätzt. Die Finanzmarktaufsicht (FMA) hat daher für die Hauptversammlung der Bank am 23. Dezember den Punkt "Vornahme möglicher Kapitalmaßnahmen" auf die Tagesordnung setzen lassen.
Kapitalzuschuss wäre ökonomisch sinnlos
Denn die Volksbanken AG wird zwar "abgebaut", und wird dafür ihre Banklizenz zurücklegen, doch erst im Juni 2015. Bis dahin gilt die Bank auch als solche und muss das ihr von der FMA vorgeschriebenen Eigenkapital in Höhe von 13,6 Prozent erfüllen.
Nun soll genau an diesem 23. Dezember auch diese Abbaugesellschaft beschlossen werden, also die Aufspaltung der Volksbanken AG. Ein Kapitalzuschuss macht daher ökonomisch wenig Sinn, wäre aber regulatorisch notwendig.
Die einzelnen Volksbanken, die 51,6 Prozent am Institut halten, und die Republik Österreich (43,3 Prozent), hoffen nun sehr auf die Europäische Zentralbank (EZB). Sie wird in den kommenden Tagen über das Volksbanken-Konzept entscheiden, nachdem die Bank ja beim "Stresstest" durchgefallen war. Danach wurde in Wien beschlossen, die Volksbanken AG nicht länger aufrecht zu erhalten, sondern kontrolliert zu liquidieren. Und die 44 Volksbanken müssen bis 2017 auf acht Bank-Institute, die den Bundesländergrenzen folgen, fusionieren. Wien und Burgenland werden auf die Volksbank Wien fusioniert, die auch notwendige Verbund-Leistungen für alle anderen wahrnehmen wird. Dazu zählen Bausparkasse, Veranlagungen und andere Serviceleistungen. Zahlungsverkehr, und IT-Systeme könnten überhaupt gemeinsam mit anderen Banken organisiert werden. Erste Bank und Bawag arbeiten etwa beim Zahlungsverkehr seit Jahren zusammen.
EZB dürfte dasÖVAG-Konzept akzeptieren
Wenn die EZB nun das Volksbanken-Konzept durchwinkt, wovon eigentlich in Regierung und Aufsicht alle ausgehen, bekommt die Finanzmarktaufsicht einen größeren Spielraum. Sie könnte dann für die notwendigen Kapitalmaßnahmen eine Frist setzen, und zwar so lange, bis die ÖVAG aufhört, als Bank zu existieren. Das Drohpotenzial der FMA jedenfalls ist relativ gering, sie kann - bei Nicht-Erfüllung der Kapital-Vorschriften der Bank die Konzession entziehen. Genau das wird die Volksbanken AG aber 2015 ohnehin tun.
Die Frage ist allerdings, wie die privaten Gläubiger, etwa Anleihezeichner, darauf reagieren werden. Wenn die FMA augenzwinkernd zu geringe Kapitalquoten akzeptiert, könnten sich hier rechtliche Probleme ergeben.
Die einfachste Möglichkeit zur Überbrückung des halben Jahres wäre demnach, wenn die Republik für einen Teil der Kredite der ÖVAG haften würde, es würde sich dabei um etwa eine Milliarde Euro handeln. Dadurch würde die Bank in die Lage versetzt, diese Kredite nicht länger mit Eigenmitteln zu unterlegen, Kapital würde frei. Und das Loch wäre weg. Die Volksbanken AG könnte sich für diese sechs Monate auch Kapital von einem Hedge Fonds besorgen, allerdings zu exorbitanten Zinsen.
Das Kapitalloch ist entstanden, weil durch die Spaltung der Bank Abwertungen vorzunehmen sind, die als Verlust auszuweisen sind. Was zur Frage führt, wie viel die Republik von der Volksbank zurückbekommen wird. Das vorliegende Abbaukonzept, das etwa zehn Milliarden Euro Bilanzsumme umfasst, läuft bis etwa 2017.
Die Republik hat 1,3 Milliarden Euro seit 2009 in die Aufrechterhaltung der Volksbanken AG gesteckt. 700 Millionen Euro sind nach einem Kapitalschnitt weg. 250 Millionen Euro sind als kapital eingezahlt, weitere 300 Millionen stecken in Form von Partizipationskapital in der Bank.
Aus dem Sektor ist zu hören, dass jeder Überschuss nach erfolgtem Abverkauf aller Vermögenswerte an die Republik fallen wird. Die Volksbanken rechnen nicht damit, aus dieser Abbaugesellschaft irgendwann Geld zu erhalten.
Verlust der Republik hängtvom "Abbau-Erfolg" ab
Investmentbanker, die in diesem Geschäft tätig sind, rechnen damit, dass die ÖVAG-Abbaugesellschaft daraus zwischen 300 und 500 Millionen Euro "erwirtschaften" wird können. In der Bilanz 2013 wird der Eigenmittelüberschuss der ÖVAG mit 1,2 Milliarden Euro ausgewiesen. Dieses Geld wird zu dem Zeitpunkt frei, wenn die ÖVAG aufhört, als Bank zu existieren. Die Abbaugesellschaft wird als ganz normale Kapitalgesellschaft geführt, und kommt mit deutlich weniger Kapital aus. Ein Teil dieses Geldes wird benötigt, um die aushaftenden Anleihen zu bedienen.
Mit dem Verkauf der Rumänien-Tochter (siehe Bericht in Donnerstag-Ausgabe) hat die ÖVAG das Osteuropa-Thema jedenfalls abgeschlossen, daraus drohen nun keine weiteren Belastungen. Allerdings fiel auch der Kaufpreis dementsprechend aus.