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Kennst du das Land, wo die Zitronen blühn, Im dunkeln Laub die Goldorangen glüh’n, Ein sanfter Wind vom blauen Himmel weht, Die Myrte still und hoch der Lorbeer steht? Kennst du es wohl? Dahin! Dahin möcht’ ich mit dir, O mein Geliebter, ziehn.
Was einst mit Goethes Locken in süße Ferne begann, ist heute ein Millionengeschäft. Welch ein Wandel: Kein Spiel der Wellen am Saum von Mangrovenwäldern, kein Fußabdruck in warmen Dünen, kein Streifen an endlosen Sandstränden und keine Annäherung vom Meer aus an die Küsten der Welt. Sondern Vollgas durch die Röhre.
Eine Kreuzfahrt-Werbung, die derzeit über die Bildschirme flimmert und sich auch im Internet aufdrängt, erstickt Träume von fernen Welten. Statt Palmen am Strand locken Palmen in Töpfen und zwei spiralenförmige Konstrukte an Deck. Eine Doppelrutsche, in der "ihr um die Wette rutschen und echt flott unterwegs sein könnt", wird in überhöhter Tonlage beworben. Erstaunlicherweise kämpfen hier nicht nur Kinder um den fragwürdigen ersten Preis. Auch Erwachsene geben sich "den Mega-Speed" direkt ins Planschbecken. Und das Angebot wird immer breiter: Weitere Kreuzfahrtschiffe bieten sogar Eislaufbahnen, Salzgrotten und Schneeräume an.
Dafür wird am Tag so viel CO2 verpulvert, wie es 84.000 Autos tun, rußt Schweröl in die Luft, verbreiten sich Feinstaub und Schwefeldioxid in der Atmosphäre und glühen tausende Lichter auf den Meeren der Welt.
Na dann: Schiff Ahoi!