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Mit Zuckerbrot und Peitsche zum Erfolg im Atomstreit mit Nordkorea

Von Alexander U. Mathé

Analysen

Die Stilllegung des Atomreaktors in Yongbyon ist vorerst einmal ein Signal - nicht mehr und nicht weniger. Sie ist der erste publikumswirksame Schritt in Richtung einer Beilegung des Atomstreits mit Nordkorea, dem nun zahlreiche schwierigere folgen sollen.


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Der Erfolg ist mit Vorsicht zu genießen: Zu oft war Nordkorea bei den Verhandlungen kurz vor oder kurz nach einer Einigung doch noch abgesprungen. Misstrauen ist hier durchaus angebracht. Das zeigt trotz aller Euphorie auch US-Chefverhandler Christopher Hill: "Es ist so wie bei Computerspielen, bei denen es mit jeder neuen Stufe schwieriger wird."

Derzeit ist noch nicht einmal klar, wie die nordkoreanischen atomaren Einrichtungen unschädlich gemacht werden sollen. Klar ist hingegen, dass es den USA offenbar gelungen ist, Nordkorea zu zermürben.

"Carrots and sticks", "Karotten und Stockhiebe" nennt Washington seine Strategie, die atomare Bestrebungen in unliebsamen Staaten unterbinden soll. So ist es den USA gelungen, Pjöngjang wieder auf den Weg zu treiben, den sie sich vorstellen.

Auf der einen Seite wurde Nordkorea politisch wie wirtschaftlich isoliert. Seine Verbündeten hielt Washington dazu an, Kontakte mit dem kommunistischen Regime zu vermeiden. Gleichzeitig wurden nordkoreanische Konten im Ausland gesperrt. Damit wurde sowohl der exzentrische Lebensstil der regierenden Elite gestört als auch die bitterarme Bevölkerung getroffen. Das Land wurde wie eine Burg bei einer Belagerung ausgehungert. Das mittlerweile wieder freigegebene Geld soll - wenn auch nicht nachweislich - der armen nordkoreanischen Bevölkerung zu Gute kommen.

Auf der anderen Seite wurde Nordkorea mit der Aussicht auf Wirtschaftshilfe gelockt. Öllieferungen, (Wieder-)Aufnahme von Handelsbeziehungen und humanitäre Hilfe sind durchaus attraktive Angebote für ein Land, das die Staatengemeinschaft sogar um abgelaufene Medikamente anfleht. Dabei dürften diese Anreize nur der offizielle Teil eines Pakets sein, das Hill gut verhandelt hat. Was genau der US-Chefverhandler bei seinem Überraschungsbesuch letzte Woche in Pjöngjang versprochen hat, ist nicht bekannt. Sichtbar ist nur der Erfolg, den er damit hatte. Und den wollen die USA für einen anderen ihrer Schurkenstaaten mitnehmen.

Das positive Voranschreiten der Verhandlungen mit Nordkorea ist nämlich auch ein Signal an den Iran, ebenfalls sein umstrittenes Atomprogramm aufzugeben. Washington hat gegen Teheran die Strategie der Karotten und Stockhiebe schon auf den Weg gebracht. So frappant die Parallelen zwischen Pjöngjang und Teheran aber sein mögen, im Fall Iran sind die Erfolgsaussichten jedoch geschmälert. Denn im Gegensatz zu Nordkorea ist der Gottesstaat nicht arm, dafür aber sowohl politisch als auch wirtschaftlich gut im Geschäft.