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Mitarbeiter wollen mehr als nur ihr Gehalt

Von Stephanie Dirnbacher

Wirtschaft

Hohe | Anforderungen an Unternehmer. | Personalexperten warnen vor | Mitarbeitermangel. | Individuelle | Arbeitsbedingungen. | Rust. Motivierte Mitarbeiter sind selten: "Jeder fünfte Erwerbstätige hat innerlich gekündigt", weiß Erich Neuwirth, der Human Resources Manager von TNT Austria. Das äußert sich in fehlendem Engagement der Mitarbeiter und darin, dass Dienst nur mehr "nach Vorschrift" geleistet wird.


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Und wem es im Unternehmen nicht mehr passt, der kündigt ganz einfach. Denn durch das neue Abfertigungsmodell, das Arbeitnehmern ermöglicht, ihre Abfertigung auch bei Selbstkündigung mitzunehmen, ist der Arbeitsplatzwechsel einfacher geworden und die Mitarbeiter-Bindung gesunken.

Personalknappheit droht

Arbeitgeber müssen sich deshalb anstrengen, wenn sie gute Arbeitnehmer finden und vor allem länger behalten wollen. Darüber waren sich die Vortragenden bei dem Jahresforum für die Personalwirtschaft Power of People 07 einig. Selbst der Transport-Anbieter TNT, der von Hewitt Associates zwei Mal in Folge zum attraktivsten Arbeitgeber Österreichs gewählt wurde, hat laut Neuwirth enorme Schwierigkeiten bei der Personalsuche. "Wir müssen mehrmals Stelleninserate schalten, um überhaupt einen Pool an Bewerbern zu bekommen", versichert der HR-Manager. Thomas Fent vom demographischen Institut der Österreichischen Akademie der Wissenschaften kennt diese Probleme. Er möchte zwar "kein Katastrophenszenario an die Wand malen", doch warnt er vor einer "drohenden Personalknappheit".

Was also ist das Geheimnis, um qualifizierte Mitarbeiter anzulocken und an das Unternehmen zu binden? Geld ist es nicht, meint Neuwirth überzeugt. Wichtiger seien Motivation, Eigenverantwortung und die Befriedigung sozialer Bedürfnisse.

Geld als Grundbedürfnis

Das bedeutet jedoch nicht, dass Geld für den Arbeitnehmer keine Rolle spielt. Finanzielle Absicherung ist ein Grundbedürfnis, das jedenfalls gedeckt sein muss, erklärt Doris Vymazal, die Betriebsratsvorsitzende von TNT. Der Arbeitnehmer muss auch das Gefühl haben, entsprechend dem Wert seiner Arbeit entlohnt zu werden. Sonst würde "Dienst nach Vorschrift" geleistet werden, erklärt Vymazal.

Arbeitgeber sollten auch stärker auf die individuellen Bedürfnisse der Mitarbeiter eingehen, rät die Betriebsratsvorsitzende. Friedrich Macher, der Generaldirektor bei Kühne + Nagel, teilt diese Meinung. Er weist dabei auf die Rolle der Führungskräfte hin. Diese müssten die Mitarbeiter "unterstützen und coachen". Dann würden sich die Arbeitnehmer mehr mit dem Unternehmen identifizieren und in Folge loyaler und engagierter sein.

Einheitliches Konzept

Für Fent erfordert die momentane Situation des Arbeitsmarkts ein "ganzheitliches Konzept" im Personalmanagement. Unternehmer müssten eine demographische Bestandaufnahme von ihren Mitarbeitern machen und darauf basierend ein Konzept ausarbeiten, das auf jede Altersstufe und Spezifika der Mitarbeiter eingeht. So bräuchten Eltern von Kleinkindern andere Arbeitszeiten als Eltern, deren Kinder bereits in die Mittelschule gehen.

Dass solche Konzepte für den Arbeitgeber sehr aufwendig sind, davon kann Vymazal ein Lied singen.

Vielfalt macht attraktiv

Als Strategie gegen den Bewerbermangel hat TNT nämlich das aus den USA stammende Modell der Diversity eingeführt. Dabei wird durch Mitarbeiter unterschiedlicher ethnischer Herkunft, unterschiedlichen Alters und mit Behinderungen bewusst eine Vielfalt in das Unternehmen eingebracht. "Es entstehen dadurch viele Spannungen", berichtet Vymazal. Die Berücksichtigung der individuellen Bedürfnisse der einzelnen Gruppen führe oft dazu, dass sich manche Gruppen benachteiligt fühlen. Dennoch ist Vymazal von dem Erfolg des Modells überzeugt. "Die Fluktuationsrate bei TNT hat sich verbessert", meint sie.