Keine Vorstands-Postille, sondern Menschen in den Mittelpunkt rücken. | In Texten hinter die Kulissen blicken. | Wien. Auch wenn Internet-Newsletter auf dem Vormarsch sind, bleibt die Mitarbeiterzeitschrift das Flaggschiff der internen Kommunikation, sagte Angela Pengl-Böhm, Geschäftsführerin der Agentur Pr.com, bei einer Veranstaltung des Public Relations Verbandes Austria (PRVA). Eine Mitarbeiterzeitung fungiert als Imageträger, deshalb sei eine gedruckte Version sinnvoll. Ein gedrucktes Exemplar wirke wertvoller als die Online-Version und erreiche auch Mitarbeiter ohne Internetzugang am Arbeitsplatz und Familienangehörige.
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Mit dem Blatt soll das Zusammengehörigkeitsgefühl untereinander und die Loyalität zum Arbeitgeber gestärkt werden. Kontraproduktiv ist laut Pengl-Böhm, die Arbeitnehmer mit einer Zeitung für Kunden abzuspeisen, weil sie sich dadurch nicht ernst genommen fühlen.
Die Publikation darf nicht vom Vorstand als Verlautbarungsorgan missbraucht werden, sonst verliert sie ihre Glaubwürdigkeit. Das Blatt sollte ehrliche Informationen liefern und auch heikle Themen - wie etwa Veränderungen am Standort - besprechen.
"Unsere Mitarbeiterzeitung Pin bietet den Mitarbeitern Orientierung im Sinne unserer strategischen Ausrichtung", erklärt Dénes Széchényi, Leiter der internen Kommunikation der Plansee-Gruppe mit Sitz in Reutte in Tirol. Die Publikation erscheint seit knapp 50 Jahren und erhielt im Vorjahr die Silberne Feder vom Verband für integrierte Kommunikation (Vikom) für das beste firmeninterne Printmedium des Landes.
Lieber Profisschreiben lassen
Wer ist für die Mitarbeiterzeitschrift zuständig? Meist ist es die Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit, die Personal- oder auch die Marketingabteilung. Für die Planung und Koordination sollte ein Zuständiger bestimmt werden. Statt Mitarbeiter Texte zuliefern zu lassen, gehen immer mehr Firmen dazu über, sich die Infos von den Mitarbeitern zu holen, aber die Texte von Profis schreiben zu lassen - also von Mitarbeitern mit journalistischer Erfahrung oder von einer Agentur.
Ungeübte Schreiber brauchen länger und der Text muss meist überarbeitet werden, so der Tenor der Unternehmen. Auch wenn sich Mitarbeiter auf den Schlips getreten fühlen, wenn ihre Texte umgeschrieben werden: "Der gröbste Fehler ist, die Texte nicht journalistisch zu bearbeiten", sagt Pengl-Böhm. Das sprachliche Niveau darf nicht zu hoch sein - die verwendeten Ausdrücke müssen sowohl für den Vorstand als auch für Werksmitarbeiter verständlich sein. Technische Begriffe sollten nur wenn unbedingt nötig eingesetzt werden.
Ins Zentrum der Berichterstattung gehören Menschen, etwa durch Porträts von Mitarbeitern und Abteilungen sowie Berichte über Sport- und Freizeitaktivitäten. "Oft ist es spannend, neue Märkte und Produkte aus einer anderen Sicht darzustellen - also zum Beispiel aus der Position des Produktentwicklers", sagt Pengl-Böhm.
Gern gelesen wird auch die Rubrik mit Geburtstagen, Jubiläen, Eheschließungen und Babys von Mitarbeitern. Da nicht jeder gerne Persönliches preisgibt, sollten diese Daten jedoch nur nach Rücksprache mit den Betroffenen veröffentlicht werden.
Fingerspitzengefühl ist auch beim Umgang mit dem Betriebsrat nötig - denn oft sind Beiträge der Arbeitnehmervertreter von der Unternehmensleitung nicht erwünscht. Entschärft werden kann die Situation, indem in einer Rubrik "Pro und Contra" gegensätzliche Standpunkte zu einem Thema aufgezeigt werden.
Für jedes Land eineeigene Ausgabe?
Hat ein Unternehmen Niederlassungen in Ländern mit unterschiedlichen Sprachen, sollte die Zeitschrift eigens für die Region in der jeweiligen Sprache produziert oder zumindest übersetzt werden.
Plansee verteilt an seinen Produktionsstandorten in 16 Ländern "Pin" in Deutsch oder Englisch und produziert eine Lokalbeilage für Reutte und die USA. In sechs Sprachen übersetzt der Vorarlberger Beschlägehersteller Julius Blum sein "Blum Blättle": Vierteljährlich werden 25.300 Exemplare in Deutsch, Englisch, Italienisch, Französisch, Spanisch und Russisch verschickt, für Blum USA gibt es eine eigene Ausgabe. "Es ist Grundsatz unserer Firmenpolitik, auf die Kultur einzugehen", erklärt Yvonne Greussing von Julius Blum den Aufwand.