Seniorenpolitik bedeute nicht Sektorenpolitik. Sondern die ältere Generation habe ein Recht auf aktive Mitgestaltung in der Politik, betonte Bundeskanzler und SPÖ-Vorsitzender Viktor Klima gestern | zum Abschluß der Bundeskonferenz des Pensionistenverbandes Österreichs (PVÖ) in Wien.
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Wenn Oma und Opa auf die Enkelkinder aufpassen, ist das meist eine der vielen unbezahlten, ehrenamtlichen Tätigkeiten. Diese sind für den neugewählten PVÖ-Präsidenten Karl Blecha unverzichtbar und
beruhen auf Solidarität zwischen den Generationen. Die Jüngeren leisteten ja auch Pensionsbeiträge.
Der ehemalige Innenminister (1983 bis 1989) wurde Mittwoch mit 281 von 284 Stimmen zum Nachfolger des seit 1991 amtierenden PVÖ-Präsidenten Rudolf Pöder gewählt. Als Minister war der als "Charly-ich-
hab'-keine-Zeit" Bekannte unter dem Eindruck der Noricum- und Lucona-Affären zurückgetreten. Als Präsident der größten Seniorenorganisation des Landes wünscht sich Karl Blecha nun, daß der PVÖ eine
Vorreiterrolle übernimmt. Die Interessensvertretung könne ihre Probleme aber nur auf europäischer Ebene und in Zusammenarbeit mit den Pensionistenorganisationen der Gewerkschaften lösen.
Durch die zunehmende Überalterung der Bevölkerung sei die "Generationensolidarität" bedroht. Derzeit sind rund 20 Prozent über 60 Jahre alt, der Anteil wird bis zum Jahr 2030 auf ein Drittel
ansteigen. Die durchschnittliche Pensionsdauer beträgt 16,5 Jahre bei Männern und 24 Jahre bei Frauen (in den 70ern: 4,6 bzw. 13 Jahre). Der PVÖ fordert daher aktive Beschäftigungspolitik, um
Erwerbstätigen einen Job zu schaffen und die Pensionen sicherzustellen. Die umlagefinanzierte öffentliche Pflichtversicherung müsse beibehalten werden und dürfe nicht auf eine Grundversorgung und
eine gesetzliche Versicherungspflicht reduziert werden. Die Forderung wird auch vom Bundeskanzler unterstützt, der "das Gerede von der Unfinanzierbarkeit der Pensionen nicht mehr hören" kann. Auch
das Recht auf eine solidarische Gesundheitsversorgung müsse gewahrt bleiben.
In Sachen Steuerreform wünscht sich Blecha Maßnahmen, die den kleinen und mittleren Einkommen, also allen Pensionsbeziehern etwas bringt, "oder gar keine". Zudem urgierte er eine
Wertschöpfungsabgabe. Der Konsumentenschutz müßte verbessert werden, und auf die 370 Mrd. schwere Kaufkraft der Senioren sollten die "Werbefritzen" verstärkt eingehen. "Wir brauchen kein
Seniorenschnitzerl, sondern ein FdH-Angebot zum halben Preis. Das wollen auch Jüngere."
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