Romney schöpft wieder Hoffnung in verloren geglaubten Bundesstaaten.
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Washington/Wien. "As Ohio goes, so goes the nation", besagt eine alte politische Weisheit in den USA. "So wie die Wahl in Ohio ausgeht, so geht sie auch im ganzen Land aus." Tatsächlich ist fast immer der Kandidat Präsident geworden, der sich auch die Mehrheit in dem Bundsstaat im Mittleren Westen gesichert hatte. Lediglich zwei Ausnahmen hat es in den letzten 100 Jahren gegeben: Die Demokraten Franklin D. Roosevelt 1944 und John F. Kennedy 1960. Republikaner hingegen wurde nie Präsident, wenn sie nicht Ohio gewonnen hatten.
Dementsprechend düster sah es noch vor kurzem für den republikanischen Präsidentschaftskandidaten Mitt Romney aus, der nicht nur in den landesweiten Umfragen, sondern auch in diesem taktisch wichtigen Staat hinter seinem Gegner und Amtsinhaber Barack Obama zurücklag. Romneys Wahlkampfstrategen schmiedeten bereits Pläne, wie sie der Statistik ein Schnippchen schlagen und einen Sieg ihres Kandidaten ohne Ohio bewerkstelligen könnten. Doch inzwischen hat sich das Blatt gewendet. Vier Wochen vor der Präsidentschaftswahl liegt Romney einer Umfrage des Pew Research Centers zufolge auf 49 Prozent, für Obama würden 45 Prozent der Amerikaner stimmen. Im September hatte Romney in der Pew-Umfrage noch neun Punkte hinter Obama gelegen. Der Führungswechsel war die direkte Konsequenz des ersten TV-Duells, bei dem Romney in Topform über den mau wirkenden Obama siegte.
Romney schöpft nun wieder Hoffnung, Ohio doch noch gewinnen zu können. Es ist nach Florida der zweitgrößte Swing State, also einer jener Bundesstaaten, in denen der Ausgang der Wahl nicht vorher bereits so gut wie feststeht. Romney reiste - so wie Obama am Dienstag - nach Ohio, um am letzten Tag der Wählerregistrierung noch einmal ordentlich die Werbetrommel für sich zu rühren. Die Bürger werden massiv mit Werbespots von beiden Seiten beackert. Ein ähnliches Bild bietet sich in Florida, wo im Umfrageschnitt Romney und Obama gleichauf bei 47 Prozent liegen.
Biden soll in TV-Duell
Boden gutmachen
Nach dem aus der Sicht von Obama verpatzten ersten TV-Duell wird mit Spannung die Konfrontation der Stellvertreter, Joe Biden und Paul Ryan, erwartet. Morgen, Donnerstag, wird der Druck somit vor allem auf Vizepräsident Biden liegen, dessen Aufgabe es sein wird, in der Debatte gegen den Abgeordneten Ryan Boden gut zu machen. Der republikanische Vizepräsidentschaftskandidat gilt allerdings als besonders eloquent, während Biden in der Vergangenheit immer wieder einmal mit einem Tritt ins Fettnäpfchen aufgefallen ist.
Bidens großes Plus sind sein Humor und sein Ruf als Mann der klaren Worte. Während Erstere dem Vizepräsidenten in Kombination mit den Fettnäpfchen Karikaturen als Politclown eingebracht haben, machen ihn Letztere bei der Arbeiterschicht beliebt. Biden wird zudem besonderes Augenmerk auf die weißen Wähler haben müssen, die 72 Prozent der Stimmen ausmachen. Umfragen vor dem ersten Fernsehduell zufolge würden sie Obama zu 42 Prozent wählen. Experten meinen, dass die Aussichten des Präsidenten auf einen erneuten Sieg äußerst gering wären, sollte dieser Wert unter 40 sinken.
Der republikanische Anwärter für das Vizepräsidentenamt Ryan hat wiederum vergleichsweise wenig Erfahrung mit TV-Debatten und gilt als unbeschriebenes Blatt. Damit hat er Experten zufolge das Problem, dass er sich im Gegensatz zu Biden noch blamieren kann. Es wird erwartet, dass der 42-jährige Vertreter der radikalen Protestbewegung Tea Party vor allem über seine Vorstellungen zur Belebung der Wirtschaft sprechen wird. Wahlhelfer beider Parteien erwarten eine harte Konfrontation bei Themen wie Pensionen und Gesundheitsvorsorge.
Nach dieser Konfrontation ist am Dienstag wieder das Duell der Präsidentschaftskandidaten angesetzt, die in New York stattfinden wird.