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Mitte 50, männlich, Manager

Von Marina Delcheva

Wirtschaft

Die Luft für Frauen im Spitzenpositionen ist dünn wie eh und je, trotz Qualifikation und Ehrgeiz.


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<p>Wien. Die gute Nachricht zuerst: Die Frauenerwerbsquote steigt stetig. Es gibt mittlerweile mehr Uni-Absolventinnen als Absolventen. Und die Zahl der Frauen in Aufsichtsgremien in führenden heimischen Unternehmen stieg heuer auf 17,7 Prozent. Vor zehn Jahren waren es noch 7,7 Prozent.<p>Und dann gibt es eine Reihe weniger guter Nachrichten. Fast die Hälfte aller erwerbstätigen Frauen in Österreich arbeitet in Teilzeit. Bei den Männern sind es lediglich elf Prozent. Teilzeit bedeutet weniger Gehalt, weniger Pension und mehr unbezahlte Arbeit innerhalb der Familie.<p>Im Schnitt verdienen Frauen laut Eurostat hierzulande noch immer um 22 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen. Damit belegt Österreich EU-weit den unrühmlichen vorletzten Platz. Und wie eine Analyse der Statistik Austria zeigt, erklären Faktoren wie Ausbildung, Berufserfahrung und Qualifikation diesen Pay-Gap nur zu einem Drittel. Zwei Drittel der Gründe für die Unterentlohnung sind damit nicht erklärbar.<p>

"Das Geschlecht ist egal. Er muss zur Mannschaft passen"

<p>Während die Anzahl der weiblichen Führungskräfte im mittleren Management leicht steigt, scheint die gläserne Decke für Frauen in Richtung Chefetage dick wie eh und je. Laut dem aktuellen "Frauen.Management.Report" der Arbeiterkammer (AK) sind nur 7,2 Prozent der Geschäftsführer der 200 umsatzstärksten heimischen Betriebe weiblich. Lediglich sieben der heimischen ATX-Unternehmen werden von Frauen geleitet.<p>Wieso schaffen also so wenige Frauen den Sprung in die Chefetage, wenn Sie mittlerweile zumindest gleich gut ausgebildet sind und immer mehr dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen? "Das Geschlecht ist egal. Die Qualifikation muss stimmen und dass er zur Mannschaft passt", wird ein befragter Manager im Bericht zitiert. "Die Auswahlkriterien für Spitzenpositionen sind sehr intransparent. Hier spielen oft Abendfreizeit, Sportaktivitäten, gemeinsame Netzwerke eine große Rolle", sagt Studienautorin Christina Wieser. Dort, wo es um sehr viel Entscheidungsmacht und Machterhalt gehe, spitze sich der Kampf zu.<p>Denn bei kleineren Unternehmen und im mittleren Management funktioniert Durchmischung unter den Führungskräften etwas besser. Laut Wirtschaftskammer haben 15 Prozent aller heimischen Betriebe eine Geschäftsführerin. 49 der Ein-Personen-Unternehmen wurden von Frauen gegründet. Und auch in den Aufsichtsgremien sitzen immer mehr Rätinnen. In der Erste Group sind ein Drittel Frauen im Aufsichtsrat. Letzteres liegt laut Wieser an der verstärkten öffentlichen Diskussion.<p>Außerdem zwingt eine EU-Richtlinie - die sogenannte Capital Requirements Directive -, die in Österreich seit 2014 in Kraft ist, Finanzinstitute dazu, das unterrepräsentierte Geschlecht stärker zu berücksichtigen. Banken müssen demnach intern eine höhere Frauenquote festlegen und diese dann umsetzen. Eine Mindestquote wird hier aber nicht vorgeschrieben, und bei Nichterfüllung drohen auch keine Sanktionen. In der Finanzbranche ist der Frauenanteil in den letzten Jahren aber spürbar gestiegen.<p>Etwas besser sieht die Geschlechterverteilung in der heimischen Wissenschaft und Politik aus. Von Gleichberechtigung ist man aber weit entfernt. "Im Durchschnitt sind 80 Prozent der Professoren männlich, 20 weiblich", erklärt die Soziologin Nina-Sophie Fritsch.<p>Rund ein Drittel der heimischen Regierungsmitlieder und Nationalratsabgeordneten sind weiblich. 141 von insgesamt 2100 heimischen Ortschaften haben eine Bürgermeisterin. Die schwarz-blaue oberösterreichische Landesregierung kommt aktuell ohne ein einziges weibliches Regierungsmitglied aus.<p>

Kind und Karriere schwer vereinbar

 Sonja Hammerschmid, Ulrike Rabmer-Koller, Brigitte Ederer 

<p>Eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung zeigt, dass deutsche Spitzenmanager häufig auch Familienväter sind. Managerinnen sind hingegen überdurchschnittlich oft kinderlos. "Frauen sind noch immer hauptsächlich für die Kinderbetreuung zuständig", so Wieser. Sie fordert eine verpflichtende Frauenquote von 40 Prozent für Führungskräfte. Diese Forderung kommt aber auch bei Frauen nicht ausnahmslos gut an.<p>

Frauen an der Macht

<p>Brigitte Ederer, Aufsichtsratsvorsitzende der ÖBB<p>"Frauen sind leider immer noch zu zurückhaltend und lassen sich oft von stolzierendem männlichen Auftreten in die Defensive drängen. Sie sollten sich einfach mehr zutrauen.<p>Da ist vor allem die Rollenzuordnung als Frau und Mutter. Wir sind weit entfernt vom skandinavischen Familienverständnis, dass Kinder Mütter und Väter haben und diese eine gemeinsame Verantwortung tragen. Außerdem fehlen nach wie vor entsprechende Kinderbetreuungseinrichtungen, um Beruf und Familie leben zu können.<p>Es gibt die gläsernen Decken, die viel zu selten durchstoßen werden.<p>Es gab leider immer wieder unangenehme Erlebnisse, bei denen ich mich gegen machistische Anmaßungen stemmen musste. Aber das erlebt wohl jede Frau in ihrem beruflichen und gesellschaftlichen Leben und gehört leider zum sozialen Alltag."<p>Sonja Hammerschmid, Vetmed-Rektorin und Uniko-Vorsitzende<p>"Männliche Karrieren bauen oft auf starken Mentoren, die wiederum Männer sind, auf. Außerdem kommt hinzu, dass Frauen sich solche Positionen trotz erstklassiger Qualifikation nicht zutrauen. Männer agieren anders. Studien zeigen, dass sie selbst bei bedingter Erfüllung des Anforderungsprofils nicht zögern, sich auf solche Positionen zu bewerben.<p>Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf geht meistens noch immer auf Kosten der Frauen. Zwei Drittel der Frauen mit Kindern unter 15 Jahren sind teilzeitbeschäftigt, bei Männern sind es rund fünf Prozent. Hier braucht es zum einen neue Rollenbilder für Väter wie Mütter und zum anderen ein gut ausgebautes und flexibles Kinderbetreuungssystem. Eine Teilzeitstelle und Führungsrolle können durchaus vereinbar sein - wie skandinavische Unternehmen zeigen.<p>Ich kenne durchaus Fälle, wo Frauen aufgrund ihres Geschlechts keine fairen Chancen eingeräumt wurden."<p>Ulrike Rabmer- Koller, Chefin des Hauptverbands der Sozialversicherungsträger.<p>"Frauen scheitern oft noch an der Herausforderung, Familie und Beruf zu vereinbaren. Nur wenn Frauen die Möglichkeit haben, Karriere und Familie optimal zu vereinbaren, wird auch die Zahl der Frauen in Führungspositionen steigen. Wir brauchen auch weitere Frauenförderprogramme, denn Frauen sind zum Teil auch zurückhaltend und rücken ihre Leistungen zu wenig in den Vordergrund.<p>Es bestehen noch gewisse Stereotypen, die Frauen und Männern ein bestimmtes Rollenverhalten auferlegen. Deshalb muss auch hier angesetzt werden. Denn das Geschlecht macht keine Führungskraft aus, sondern die Qualitäten der Person.<p>Zu Beginn meiner Selbständigkeit musste ich mich als Frau in der männerdominierten Baubranche sicher mehr beweisen und wurde wahrscheinlich auch stärker beobachtet, als vielleicht ein Mann in einer vergleichbaren Situation."