Mexiko-Stadt - Die Präsidenten Mittelamerikas haben in den vergangenen Jahrzehnten viel über Integration geredet und wenig erreicht. Wohlklingende Abschlusserklärungen diverser Gipfeltreffen konnten nicht darüber hinwegtäuschen, dass die kleinen Staaten auf der Landbrücke zwischen Nord- und Südamerika auf dem Weg zu einem Binnenmarkt oder gar einer politischen Union nach europäischem Vorbild kaum vorangekommen sind. Umständliche Grenzkontrollen behindern Handel und Verkehr und machen die Autofahrt von einem Land ins andere zur Geduldsprobe.
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Der große Nachbar Mexiko, der drei Mal so viele Einwohner zählt wie Guatemala, Honduras, El Salvador, Nicaragua, Costa Rica, Panama und Belize zusammen, hat der mittelamerikanischen Integrationsbewegung jetzt einen neuen starken Impuls gegeben.
Vor einem Jahr hatte Präsident Vicente Fox den "Plan Puebla-Panama" ins Leben gerufen, und bei einem Gipfeltreffen dieser Tage in mexikanischen Stadt Merida wurde eine erste, positive Bilanz gezogen. Fox' Ziel ist es, den Süden Mexikos durch eine engere Verflechtung mit den Ländern Mittelamerikas wirtschaftlich voran zu bringen. Ein einheitlicher Wirtschaftsraum soll Mittelamerika auch für ausländische Investoren attraktiver machen.
Um die nationalen Volkswirtschaften enger zusammenzubringen, sieht der Plan den Bau und die Erneuerung von tausenden Kilometern von Fernstraßen vor. Internationale Überlandleitungen sollen es möglich machen, dass Überschüsse bei der Stromerzeugung in einem Land in ein anderes Land geleitet werden. Eine bessere Infrastruktur soll Industriebetriebe in bisherige Randgebiete locken.
Der Plan sieht außerdem gemeinsame Anstrengungen im Bildungssektor, bei der Armutsbekämpfung und der Tourismusförderung vor. Vereinheitlichte Zollsysteme und modernisierte Grenzübergänge schließlich sollen garantieren, dass der Verkehr auf dem Weg von der mexikanischen Stadt Puebla (125 Kilometer südöstlich von Mexiko- Stadt) nach Panama-Stadt nicht endlos lange an den Grenzen steht.
Bei einem Gipfel in Managua hatten sich die Mittelamerikaner am 20. Juni darauf verständigt, eine seit langem angestrebte Zollunion im nächsten Jahr zu verwirklichen. Bezeichnenderweise unterhält Mexiko schon jetzt Freihandelsabkommen mit den meisten Ländern der Region, während diese den Handel untereinander immer noch mit zum Teil hohen Zöllen erschweren.
Skeptiker wie der frühere costaricanische Außenminister Rodrigo Madrigal meinen daher, dass der "Plan Puebla-Panama" vor allem den Mexikanern nütze. Die linke Opposition in Mexiko wiederum sieht die Regierung Fox als Handlanger der USA. Der Plan diene deren "geostrategischen Interessen", und es profitierten von ihm allein die "multinationalen Unternehmen", sagte der außenpolitische Sprecher der Partei der Demokratischen Revolution (PRD), Mario Saucedo, der Nachrichtenagentur Notimex.
Indianerorganisationen im Süden Mexikos oder in Honduras fürchten, dass die großen Infrastrukturprojekte ohne Rücksicht auf die Interessen der Landbevölkerung durchgezogen werden. Dagegen sieht der Präsident der Interamerikanischen Entwicklungsbank (IDB), Enrique Iglesias, die Integration nach dem Vorbild Europas als einzige Chance für Mittelamerika, in der Globalisierung zu bestehen und Armut und Unterentwicklung zu überwinden.