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Mitteleuropa im Visier der Wiener Börse

Von Christine Zeiner

Wirtschaft

Ungarn ist zwar noch nicht fix dabei, die Wiener Börse streckt aber schon ihre Fühler Richtung Polen, Tschechien, Slowakei, Slowenien, Rumänien, Bulgarien und Kroatien aus. "Ziel ist ein mitteleuropäischer Börseverbund", kündigte Michael Buhl, seit 1. Jänner Co-Vorstand der Wiener Börse, gestern im Rahmen seiner Antritts-Pressekonferenz an.


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"Wir wollen in Mitteleuropa starke Finanzmärkte aufbauen, die die Einkommen der Region verbessern helfen", erklärte Wiener Börse-Vorstand Stefan Zapotocky. "Wir sind in allen Ländern gleichzeitig aktiv, der Nukleus wurde bereits geschaffen. An Warschau sind wir intensiv interessiert." Allerdings gebe es "nichts, was bezüglich Warschau verkündet" werden könne.

"Am Ende des Tages" soll laut Zapotocky auf jeden Fall ein gemeinsamer Börsenverbund stehen - wann auch immer das sein wird. Datum nannte der Vorstand keines: Es sei keine "Ho-Ruck"-Aktion geplant, man setze auf "gesundes Wachstum". Die Möglichkeiten, zusammenzuarbeiten, seien "mannigfaltig" - ob das nun im gemeinsamen Marketing, Vertrieb oder in der gemeinsamen Produktentwicklung sei.

So weit ist man aber noch nicht: Im vergangenen Jahr übernahm die Wiener Börse gemeinsam mit der Hypovereinsbank, der Ersten sowie der Raiffeisen-Gruppe 68,79% am Budapester Aktienmarkt. Die Wiener Börse ist mit 14% brutto beteiligt. Die Transaktion wurde zwei Tage nach dem EU-Beitritt Ungarns durchgeführt, seither liegen die Anträge in Brüssel - das "Okay" fehlt nach wie vor. "Es ist eine sehr komplexe Transaktion", meinte Zapotocky.

Die Wiener Börse wäre nicht die einzige, die mit anderen Aktienmärkten kooperiert, auch die skandinavischen Märkte etwa arbeiten weitgehend zusammen.

Wert gesteigert

"Österreich ist seit den letzten 50 Jahren ein Land der Fremdfinanzierung und geht jetzt langsam den Weg in Richtung Eigenkapital", hielt Zapotocky fest. Im vergangenen Jahr ist die Marktkapitalisierung (der börsemäßige Wert eines Unternehmens) der Wiener Börse von 44,8 auf 64,6 Mrd. Euro gestiegen - eine Verdoppelung innerhalb von drei Jahren. Das bedeutet laut Zapotocky mehr Eigenkapital für die Wirtschaft. Mehr als 4 Mrd. Euro kamen 2004 an frischem Kapital hinzu. Nach dem Abgang der BBAG/Brau Union (1,8 Mrd. Euro) blieb ein Netto-Kapitalzuwachs von 2,2 Mrd. Euro, der Rest war Wertsteigerung.

Die größten Kapital-Blöcke waren im Dezember die Telekom Austria-Tranche (der Blitzverkauf eines ÖIAG-Pakets) und die Kapitalerhöhung der OMV.

"Noch nie war die Aufnahmekraft der Wiener Börse so groß wie heute", sagte Zapotocky. Etwa 150 Unternehmen hält Buhl für "börsefähig". Wie viele heuer tatsächlich zum ersten Mal Unternehmensanteile über die Börse verkaufen könnten ("IPO" - Initial Public Offering), wollten Zapotocky und Buhl nicht schätzen, im vergangenen Jahr waren es mit vier weniger als erwartet. Zapotocky: "Mehr als ein prominenter IPO kommt heuer sicher."