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Mitten im Achten, Teil zwei

Von Petra Tempfer

Wissen

Putzen, waschen, kochen: Für viele ein rotes Tuch. | Rücksicht nehmen ist oft schwierig. | Wien."Jetzt schalt´ doch endlich die Musik leiser", tönt es aus dem Nebenzimmer. Doris möchte gerade lernen, Daniela sich mit Freunden amüsieren. Sie und zwei weitere Mitbewohnerinnen bevölkern gemeinsam eine 220 Quadratmeter große Wohnung in der Lange Gasse im achten Bezirk.


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"Es ist ja nicht nur die Musik", erzählt Nicole in der Küche - "die beiden streiten wegen jeder Kleinigkeit." Sie sind zwei unterschiedliche Charaktere, was bei einem Zusammenleben auf engstem Raum nicht immer einfach ist. Die strebsame, 20-jährige Dolmetschstudentin Doris lernt Tag und Nacht, sie möchte so schnell wie möglich ihr Studium beenden. Zum konzentrierten Lernen braucht sie aber absolute Ruhe - die ihr mit Daniela als Zimmernachbarin nicht oft gegönnt wird. Verdunkelte Fenster tauchen ihr karg eingerichtetes Zimmer in ein schummriges Licht, auf dem Boden türmen sich Bücher. "Bei acht Geschwistern habe ich mich eigentlich auf mein eigenes Zimmer zum Studieren gefreut", sagt die Niederösterreicherin, "aber hier ist es lauter als daheim."

"Lauter als daheim"

Erstaunlich viele Jugendliche finden in dem nur zehn Quadratmeter kleinen Kämmerchen der lebenslustigen Wiener Kunststudentin Daniela Platz. "Ohne meine Freunde bin ich einsam", erzählt sie, "sie inspirieren mich zu neuen Ideen für meine Bilder." Bunte Seidentücher verhängen Fenster und Tür, eine unüberblickbare Zahl an Aschenbechern findet sich in jedem nur erdenklichen Winkel. Die Tür müsse beim Rauchen aber stets geschlossen bleiben, um die nichtrauchenden Mitbewohner nicht zu stören. "Ich freu´ mich schon auf meine eigenen vier Wände", meint die 19-Jährige. Danielas um vier Jahre ältere Schwester Nicole wohnt ebenfalls in der Wohngemeinschaft. Die besorgte Ältere möchte immer genau wissen, wo sich die kleine Schwester herumtreibt, Daniela sieht überhaupt nicht ein, warum sie ständig überprüft wird.

Fürsorglich schlüpft Nicole für alle Mitbewohnerinnen in die Mutterrolle, sie füllt die Putzmittel auf, leert den Geschirrspüler und geht auch manchmal für die anderen einkaufen. "Die Rechnungen werden genau getrennt", meint sie, "aber die meiste Arbeit bleibt an mir hängen."

Selbst ist die Frau

Für die Medizinstudentin sind schmutzige Böden und von Essensresten verschmierte Tische ein Gräuel - bevor sie die anderen ums Aufwischen bittet, macht sie es lieber selbst. Die monatliche Zimmermiete von 280 Euro beinhaltet die Betriebskosten. Alle anderen Anschaffungen, wie etwa Kaffee oder Spülmittel, müssen gemeinsam gekauft werden.

Die vierte im Bunde, die Tirolerin Anna, ist am Wochenende nach Hause gefahren. Über sie wird gelästert und getratscht - einstimmig. "Anna ist ein reiches, verwöhntes Prinzesschen", schildert Nicole, "sie ist sich zu gut für alles, rührt keinen Finger und grüßt nicht einmal. Sie ist mit nichts zufrieden." Vermutlich sucht die 20-jährige Biologiestudentin Anna auch aus diesem Grund bereits seit einem halben Jahr nach einer eigenen, wenn auch teureren Wohnung.