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Mittendrin statt nur dabei

Von Andreas Rauschal

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Amerika - was soll das sein? Die Mystifizierung des Landes jedenfalls ist annähernd so alt wie seine Geschichte. Jünger sind allfällige Entzauberungsversuche, die, wie man hört, aber auch schon vor dem globalisierten USA-Bashing während der Regierung George W. Bush dokumentiert sein sollen. Die BBC-Reihe "Amerika Extrem", im Sommer nun auch auf "ORF eins" zu sehen, widmet sich den Rändern der US-Gesellschaft. Sie soll, wie es in der Ankündigung hieß, die Zustände im Land und ihre "oft bizarren Ausmaße" dokumentieren. Mit Randbereichen ist Louis Theroux, der durch die Filme führt, auch bestens vertraut. Bereits in seinen "Weird Weekends" mischte sich der Brite unter christliche Hardliner, schwarze Nationalisten und durchgeknallte UFO-Fanatiker. Bei seinen USA-Besuchen residierte Theroux nun im berüchtigten Gefängnis von San Quentin oder bei dem als offen antisemitisch bekannten Baptisten Fred Phelps. Ganz Gonzo im Geiste ist der Mann stets mittendrin statt nur dabei. Mit nur als britisch zu bezeichnenden Umgangsformen wickelt Theroux sämtliche Gesprächspartner um den Finger.

Der Film über ein Bordell in Reno, Nevada, war zum Auftakt aber enttäuschend. Das von einem Ehepaar tendenziell familiär geführte Haus offenbarte weder bizarre Ausmaße noch amerikanische Eigenheiten - und verspielte damit die Chance, ein im Grunde menschenverachtendes Gewerbe zu entblößen. Andererseits fielen die Betrachtungen angenehm nüchtern und wenig moralisierend aus. Ob das in Folge 11 auch noch so sein wird? Dann meldet sich Theroux aus dem Coalinga Mental Hospital, das mehrheitlich von pädophilen Sexualstraftätern bewohnt wird.