Im ersten Halbjahr konnten Möbel im Wert von rund 928 Millionen Euro abgesetzt werden, die Ausfuhren stiegen um fast 10 Prozent.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 7 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Wien. Die heimische Möbelbranche hat harte Jahre hinter sich, doch nun gibt es gute Nachrichten für die überwiegend mittelständischen Betriebe, zu denen so bekannte Marken wie Wittmann, Dan-Küchen, Joka oder Umdasch gehören. Laut dem Branchenverband Österreichische Möbelindustrie wurde im ersten Halbjahr 2016 ein Produktionsplus von 6,9 Prozent verbucht. Zugleich konnten Möbel im Wert von rund 928 Millionen Euro abgesetzt werden.
"Das sind erfreuliche Ergebnisse, die belegen, dass die heimische Branche ihre Hausaufgaben gemacht hat und trotz turbulenter Zeiten am Markt gut aufgestellt ist", sagt Georg Emprechtinger, Vorsitzender der Österreichischen Möbelindustrie und Eigentümer des Naturmöbelbauers Team 7 zur "Wiener Zeitung".
Besonders erfreut ist die Branche über die steigenden Exportquoten. Nach rückläufigen Ergebnissen in den jeweiligen ersten Halbjahren 2011 bis 2014, kann sich die heimische Möbelindustrie nun wieder über eine steigende Nachfrage aus dem Ausland freuen. Schon 2015 verzeichnete man ein Zuwachs bei den Ausfuhren von knapp fünf Prozent; ein Trend, der sich heuer fortsetzt. Im Vergleich zum ersten Halbjahr 2015 sind die Ausfuhren um 9,2 Prozent gestiegen.
Im wichtigsten Abnehmerland Deutschland lag der Export-Zuwachs bei 10,7 Prozent und kletterte auf rund 187 Millionen Euro. Den bemerkenswertesten Sprung nach oben verzeichnete die Möbelbranche jedoch in Frankreich. Die Exporte stiegen hier um knapp 70 Prozent auf 14,2 Millionen Euro. "In Frankreich haben sich die Wachstums- und Beschäftigungsperspektiven deutlich verbessert, was eine gestiegene Inlandsnachfrage und mehr Konsum der Privathaushalte nach sich gezogen hat, wovon auch die österreichische Möbelindustrie partizipieren konnte", erklärt Emprechtinger.
USA und Kanada vielversprechende Märkte
Die Exportgelüste der heimischen Möbelindustrie machen freilich nicht an den Grenzen der EU halt. Vor allem die USA und Kanada sind vielversprechende Märkte. In Kanada stieg die Importquote von Möbeln "Made in Austria" im ersten Halbjahr 2016 um 24 Prozent. "Ein interessanter Markt ist darüber hinaus Indien. Auch China und die Vereinigten Arabischen Emirate sind stabile Absatzländer mit Potenzial", ist Emprechtinger optimistisch.
Betrachtet man die umsatzstärksten Exportsparten, so waren Sitzmöbel aus Österreich am gefragtesten, gefolgt von Wohn- und Ladenmöbeln. Am auffälligsten war die Wachstumsquote aber bei den Büromöbeln mit einer Ausfuhrsteigerung von 34,5 Prozent. Werden die Büromöbel ihr Image als Sorgenkind der Branche nun endlich los? "Die Büromöbelsparte musste im ersten Halbjahr zwar insgesamt ein Produktionsminus von 2,6 Prozent wegstecken. Deshalb würde ich sie aber bei Weitem nicht als Sorgenkind betrachten", sagt Emprechtinger. "Mit dem deutlichen Exportzuwachs ist sie derzeit recht ordentlich aufgestellt."
Aber: Eine verhaltene Konjunktur, die politische Situation in Europa, sowie das gebremste Wirtschaftswachstum Chinas, seien Unsicherheitsfaktoren, die sich dämpfend auf die Investitionsbereitschaft von Unternehmen auswirken. "Während wir im Heimatmarkt keine großen Sprünge erwarten und es hier vor allem darum geht, die Umsätze zu halten, gibt es Exportmärkte mit Wachstumspotenzial wie zum Beispiel Deutschland und die USA", glaubt Emprechtinger. "Hinzu kommt, dass sich die Anforderungen im Arbeitsmarkt stark wandeln. Teamarbeit und die zunehmende Bedeutung von Co-Working-Spaces sowie des Home-Office erfordern neue, flexible Bürokonzepte. Und auch der Mittelstand investiert wieder verstärkt in die Aufwertung der Büroräume."
Womit die heimischen Möbelbauer noch auftrumpfen können, ist der hohe Stellenwert des ökologischen und nachhaltigen Aspekts in der heimischen Möbelerzeugung. "Es gibt sowohl im privaten Segment als auch im Objektgeschäft hohe Erwartungen an die Hersteller in Hinblick auf ökologische und soziale Nachhaltigkeit. Da kann die österreichische Möbelindustrie gegenüber vielen Importprodukten punkten", meint Emprechtinger.