Klare Worte für die Internet-Abdeckung. | Rüge für bisherige Infrastruktur durch Telekom Austria. | Wien. Fazit: Eine klare Empfehlung für die Vergabe an den Mobilfunk. Das Studienergebnis zur Digitalen Dividende, über das die "Wiener Zeitung" bereits exklusiv berichtet hatte, ist seit gestern in Stein gemeißelt. Denn der Bericht wurde nun offiziell präsentiert - und zwang so manchen zu einer Abkehr von der bisherigen Argumentation. | Analyse: Kampf um die Digitale Dividende ist entschieden: Verlierer ist der ORF
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Verkehrsministerin Doris Bures rückte von der Position ab, die Vergabe des freigewordenen Frequenzbandes erst im Jahr 2015 über die Bühne zu bringen. Jetzt soll diese voraussichtlich - "frühestens" Ende 2011/Anfang 2012 erfolgen.
Die "Digitale Dividende" betrifft vorerst den Frequenzbereich zwischen 790 und 862 Megahertz (MHz): Weil digitales Fernsehen mit einem deutlich "schlankeren" Signal auskommt als das ältere analoge TV, werden diese Frequenzen für die Ausstrahlung des digitalisierten Fernsehprogramms nicht mehr benötigt und können künftig anderweitig genutzt werden.
Vor allem soll das durch die Verdichtung von mobilem Breitband geschehen. Denn der teure Glasfaserausbau für Breitband-Internet erfolgt nur schleppend.
Festnetz schlechter als im Rest von Europa
In der Studie, die aus Objektivierungsgründen von der RTR (Rundfunk- und Telekomregulierungsbehörde) an ein deutsch-schweizer Expertenteam vergeben worden war, steht, dass in Österreich die "Festnetzinfrastruktur schlechter ausgebaut ist als in anderen europäischen Industrieländern". Ein auf Infrastruktur basierender Wettbewerb sei aufgrund der Marktdominanz der Telekom Austria kaum möglich. "Als Folge hat die Telekom Austria ihre DSL-Infrastruktur technologisch nicht so weit aufgerüstet wie das in anderen europäischen Ländern der Fall ist."
Die Lösung, jene 50 Prozent der Bevölkerung, die nicht in den infrastrukturell erschlossenen Ballungsgebieten leben, mit Breitbandinternet zu versorgen, liegt in der Digitalen Dividende.
Die österreichischen Mobilfunker haben schon seit längerem ihre Kauflust bezüglich der Frequenzen angemeldet. Und es scheint, als ob auch genug für alle da wäre. In Deutschland, wo die Versteigerung eben jener freigemachten Frequenzen gerade über die Bühne geht (die "Wiener Zeitung" berichtete), werden die Funklizenzen im Paket von 5 MHz vergeben. "Für eine gute Breitbandabdeckung sind 20 MHz am besten. Von den 72 zu vergebenden MHz sind effektiv nur 60 einsetzbar, weil die restlichen als Puffer zum Rundfunk verwendet werden", erklärt Maximilian Maier vom Forum Mobilkommunikation.
"Ich gehe davon aus, dass alle Mobilfunkbetreiber hier zum Zug kommen werden. Allerdings hängt es auch von den Auflagen der Ausschreibung ab."
Karin Hakl, ÖVP-Telekomsprecherin, versteht nicht, wieso sich das Infrastrukturministerium mit der Ausschreibung so lange Zeit lassen will. "Es gibt genug internationale Vergleiche. Meines Erachtens muss es möglich sein, die Ausschreibung noch 2010 zu erledigen. Wenn die Mobilfunker ab 2012 senden wollen, müssen sie ohnedies noch längere technische Vorarbeiten leisten."
Problem: Drahtlose Mikrofone
Knapp 25 Prozent der in Österreich bei Veranstaltungen eingesetzten drahtlosen Mikrofone - in der Staatsoper genauso wie am Donauinselfest - arbeiten im Frequenzbereich, der jetzt dem Mobilfunk gegeben wird.
"Wenn wir da raus müssen, muss man uns einen Bereich geben, wo wir geschützt arbeiten können", erklärt Günter Konecny von der Plattform der Veranstaltungsbranche. Er schielt dabei auf jene Frequenzen, die direkt unterhalb der Digitalen Dividende liegen. Alte Mikrofone kann man laut Konecny nicht umrüsten. "Ohne Kostenunterstützung seitens der Politik oder des Mobilfunks wird hier nichts gehen." Für eine 8-Kanal-Anlage zahlt man etwa 70.000 Euro. "Und der Kulturbereich in Österreich gehört ohnedies nicht zu den Besserverdienern."