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Mobilfunk im Ausland teuer

Von Eva Stanzl

Wirtschaft

EU will Handy- Tarife im Ausland weiter senken. | Mobilfunker protestieren: "Hohe Umsatzeinbußen". | Brüssel/Wien.EU-Telekom-Kommissarin Viviane Reding will die Mobilfunkgebühren weiter reduzieren. Nach der Senkung der Roaming-Gebühren für Handy-Telefonate im Ausland will sie auch das Internetsurfen und Schicken von E-Mails per Handy außerhalb Österreichs günstiger machen. Reding legte am Donnerstag einen Entwurf für eine Empfehlung zur weiteren Tarife-Senkung vor, die im Oktober fertig sein soll.


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Mobilfunker verdienen im Schnitt zehn Prozent ihres Umsatzes durch Sprach- und Datenroaming, erklärt Bela Virag, Roaming-Experte von T-Mobile. Besonders in der Urlaubszeit steigen die Einnahmen. Rechtzeitig vor dem Ende der letzten Schulwoche in Ostösterreich senkte T-Mobile, der zweitgrößte Mobilfunker Österreichs, am Donnerstag seine Preise für Datenroaming "um bis zu 75 Prozent". (Preisvergleich siehe Tabelle). Allerdings stellen 0,10 Euro pro 100 kB Datenmenge für den Endverbraucher keine signifikante Erleichterung dar, wenn man bedenkt, dass allein das Versenden eines Musikstücks bis zur 200-fachen Datenmenge erfordert.

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Auch für die Sprachtelefonie im Ausland, die noch häufiger genutzt wird, gebe es spezielle Angebote: Etwa könne man bis September um zehn Euro 30 Minuten in 37 Urlaubsländern ver-

telefonieren. Alles, was darüber liegt, kostet allerdings die üblichen 0,45 Euro pro Minute - soll heißen: Roaming bleibt trotz des Preiskampfs teuer.

Umsatzverluste

Mit "Angeboten" will T-Mobile die Umsatzverluste, die durch die EU-Regulierung der Roaminggebühren im August 2007 entstanden sind, zumindest auf gleichem Niveau halten. "Die EU-Verordnung hat wirklich viel Geld gekostet", betont Virag: "Allein bei den Business-Kunden war das ein Verlust von überschlagsmäßig 20 Prozent. Wir versuchen, das nun mit Menge zu kompensieren. Aber insgesamt sind die Umsätze rückläufig, auch wegen des intensiven Wettbewerbs." Besonders in Österreich sei bei vier Anbietern und einer hohen Marktdurchdringung wenig zu holen.

Neben dem Datenroaming will sich EU-Kommissarin Reding auch die Zusammenschlussentgelte, die die Netzbetreiber für ihre Weiterleitung von Gesprächen in andere Netze untereinander verrechnen, vornehmen. Ziel sei eine Reduktion der Tarife für Anrufe ins Handy-Netz um 70 Prozent bis 2011. EU-Behörden zufolge reichen diese so genannten Terminisierungsentgelte im Mobilfunk derzeit von zwei Cent pro Minute in Zypern bis zu 18 Cent in Bulgarien.

"Wenn man an die Marktdynamik glaubt, ist eine Regulierung nicht erforderlich", betont Virag von T-Mobile. Konkurrent One stößt in dasselbe Rohr: "Österreich ist ein Schlaraffenland der Niedrig-Gebühren, die EU-Ziele sind nicht relevant", sagt Sprecherin Petra Jakob. Und Mobilkom-Chef Boris Nemsic betont, dass eine Regulierung von Daten-Diensten im Ausland die Entwicklung der mobilen Datenlösungen gefährde.

Einzig Daten-Kaiser Drei, der vierte heimische Mobilfunkanbieter, der das billigste Datenroaming bietet, befürwortet den Vorstoß. "Wir fordern die Abschaffung der Zusammenschaltungsentgelte, weil sie nur den Platzhirschen nützen", erklärt Bernhard Wiesinger, Regulierungsexperte von Drei. Kleinere Betreiber hätten mehr Anrufe in große Netze als umgekehrt und weniger Telefonate ins eigene Netz.