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Norwegische Gesellschaft Telenor gewinnt die Auktion. | Kaufpreis beträgt 1,513 Mrd. Euro. | Belgrad. In Serbien hat die Mobilkom Austria das Rennen um den zweitgrößten Mobilfunkanbieter Mobi 63 verloren. Den Zuschlag bei der Auktion in Belgrad erhielt die staatliche norwegische Gesellschaft Telenor. Sie bezahlt für die Mobi 63 1,513 Mrd. Euro.
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Der Mindestpreis bei der Auktion für die Mobi 63 lag bei 800 Mio. Euro. Diesen Preis zu zahlen bereit waren drei Bieter, die Mobilkom Austria, die norwegische Telenor und die ägyptische Gesellschaft Orascom. Alle drei hatten versiegelte Angebote abgegeben, wobei das höchste dieser drei Angebote als Ausrufungspreis galt. Als dieser mit 1, 373 Mrd. Euro bekannt gegeben wurde, ging ein Raunen durch den Auktionssaal in einem Belgrader Hotel. Die Ägypter stiegen sofort aus, während Telenor und Mobilkom Austria mitgingen.
Gesteigert wurde in Schritten von je 20 Mio. Euro. In der siebenten Runde, bei einem Gebot von 1,493 Mrd. verlangte Mobilkom-Chef Boris Nemsic eine Auszeit. Damit war den meisten Anwesenden im Saal bereits klar, dass die Mobilkom in die Nähe ihres Limits gelangt war. Nemsic bot noch zwei Runden mit. Schließlich wurde ein Wert von 1 Milliarde 513 Mio. Euro erreicht. Weder Mobilkom Austria noch Telenor gingen danach noch einen Schritt um 20 Mio. Euro weiter. Durch diesen Gleichstand entschied das höhere Erstgebot, das die Norweger mit 1,373 Mrd. Euro gelegt hatten. Das Erstgebot der Mobilkom Austria lag dagegen bei 805 Mio. Euro.
Finanzstarke Norweger
Durchgesetzt hatte sich somit die höhere Finanzkraft der Telenor, die als staatliches Unternehmen in Norwegen, wohl auch angesichts des hohen Ölpreises besonders aus dem Vollen schöpfen kann. Der Kaufpreis, der fast die doppelte Höhe des Mindestpreises erreichte, spiegelt auch die strategischen Interessen der Norweger an der Region wider.
Telenor ist bereits in Ungarn und Montenegro vertreten und kann nun mit Serbien seine Balkan-Präsenz ausbauen. Ähnliche strategischen Interessen hat die Mobilkom, die in Slowenien, Kroatien und Bulgarien präsent ist, aber auch im Kosovo und in Bosnien-Herzegowina einsteigen will. Mobilkom-Chef Boris Nemsic betonte denn auch nach der Auktion sein Interesse an Serbien, sagte jedoch, angesichts eines solchen Preises sei es aus seiner Sicht vernünftiger, über eine dritte Lizenz in den Markt einzusteigen.
Diese dritte Lizenz wird für die ersten zwei Jahre 320 Mio. Euro kosten, wobei natürlich ein völlig neues Mobilfunk-Unternehmen in Serbien aufgebaut werden muss. Die Mobilkom hat somit einen klaren Zeitverlust erlitten, anderseits spart sie sich die Restrukturierung von Mobi 63, ein Betrieb mit mehr als eintausend Mitarbeitern und vielen anderen Problemen. Boris Nemsic rechnet jedenfalls damit, dass das Closing für Mobi 63 binnen etwa zwei Monaten abgeschlossen sein wird, und die Mobilkom dann die nächsten Schritte auf dem Weg zu einer eigenen Lizenz in Serbien setzen kann.
Überrascht vom hohen Verkaufspreis waren auch die österreichischen Investoren um Martin Schlaff. Sie halten 30 Prozent an der Mobi 63, die sie nun an die Norweger abtreten müssen.
Schlaff selbst kann jedenfalls zufrieden sein, denn er hat durch den enormen Preis viel Geld verdient. Von den 1,5 Mrd. Euro gehen etwa 300 Mio. direkt an den serbischen Staat. Von den restlichen 1,2 Mrd. erhalten Schlaff und Co. 30 Prozent, das sind 360 Mio. Euro. Abzüglich der Aufwendungen von etwa 150 Mio. haben Martin Schlaff und die anderen österreichischen Investoren somit etwa 200 Mio. Euro verdient - kein schlechtes Geschäft, auch wenn ihr langjähriger Partner, die Mobilkom Austria nun in Serbien leer ausgegangen ist.
Komplexer Rechtsstreit
Zur Vorgeschichte: Mobtel-Gründer Bogoljub Karic hielt die Mehrheit an der Mobtel (der späteren Mobi 63), war jedoch mit dem serbischen Staat in einen komplexen Rechtsstreit um die Rolle des Mehrheitseigentümers verstrickt. Die Schlaff-Gruppe kaufte im Mai des Vorjahres Karics Anteile und schlitterte damit in diesen Konflikt. Mehrmals schien ein Kompromiss zwischen Schlaff und Belgrad in Reichweite. Letztlich kam es aber nicht dazu, auch weil Karic seine politischen Ambitionen nicht aufgeben wollte.
Verhandlungen unter Beteiligung der österreichischen Regierung sicherten zwar der Schlaff-Gruppe ihre Investitionen, die vermeintlich in Griffweite befindliche Lizenz war jedoch für Schlaff, Nemsic und die Mobilkom nur mehr über eine Auktion zu erlangen. Diese wurde nun allerdings von der norwegischen Telenor gewonnen.