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Mobtel: Serbischer Wirtschaftskrimi

Von Sissi Eigruber

Wirtschaft
Der kritisierte Mobtel-Vertrag im Kosovo wurde noch vor dem Einstieg der Österreicher abgeschlossen. AP

Regierung will den Kaufvertrag der Österreicher sehen. | Indirekter Schlag gegen Vorbesitzer? | Wien/Belgrad. Dem serbischen Mobilfunkunternehmen Mobtel geht es an den Kragen. Die Regierung hat ihm die Lizenz entzogen und das, obwohl sie selbst, über die serbische Post PTT, rund zur Hälfte an ihr beteiligt ist. Die zweite Hälfte - die genaue Höhe der Anteile ist umstritten und soll vor einem Schiedsgericht geklärt werden - gehört einer österreichischen Investorengruppe rund um Martin Schlaff, Josef Taus und Herbert Cordt.


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Die Mobtel ist nicht die einzige staatliche Beteiligung am heiß umkämpften Mobilmarkt: Wie aus der Homepage der Telekom Srbija hervorgeht, ist die PTT auch dort Anteilseigner und zwar mit 80 Prozent. Der Mobtel wurde die Betreiberlizenz wegen angeblich rechtswidriger Geschäfte im Kosovo, welche die staatlichen Interessen gefährdet hätten, entzogen.

Die Mobtel werde daher unter Verwaltung der Telekom Srbija gestellt, hieß es laut Regierungsinformationen. Die Mobtel-Kunden könnten gewohnt weiter telefonieren, die Einkünfte aus dem Geschäft würden auf einem Konto geparkt, heißt es aus regierungsnahen Kreisen gegenüber der "Wiener Zeitung".

Was weiter mit dem Geld und mit der Lizenz passieren wird, werde dann wohl der Oberste Gerichtshof entscheiden müssen. Angeblich seien die österreichischen Investoren, die das Unternehmen später an die Telekom Austria weiterverkaufen wollten, gewarnt worden. Die serbische Regierung wolle Einblick in den Kaufvertrag, der zwischen der österreichischen Investorengruppe und dem Voreigentümer, der BK Trade, geschlossen wurde. Von Interesse sei dabei unter anderem, welche Schulden der Käufer übernommen hat und welche nicht.

Umstrittener Investor und Politiker

Die BK Trade gehörte vormals dem in Serbien als Milosevic-Freund und Kriegsgewinnler in Verruf geratenen Unternehmer Bogoljub Karic. Um ihn scheint es eigentlich zu gehen, denn der Geschäftspartner der Österreicher ist inzwischen zum erfolgreichen Oppositionspolitiker aufgestiegen.

Die österreichischen Investoren wollen von diesem Zusammenhang nichts wissen: "Ich weiß nicht, wie sie alle darauf kommen", meint Schlaff-Sprecher Michael Fink. Karic sei in keiner Weise mehr an der Mobtel beteiligt und der Kauf der BK Trade sei vollständig abgewickelt. Was den Entzug der Lizenz betreffe, werde man sich an den Obersten Gerichtshof wenden und vertraue auf den Rechststaat Serbien. Dass, wie von Medien kolportiert, die Sendeanlagen der der Mobtel nach wie vor einer Firma von Karic gehören, könne er vorerst weder bestätigen noch dementieren.