Zum Hauptinhalt springen

"Modell" mit Tücken

Von Mike Patterson

Politik

Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 21 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Wenn derzeit über den Wiederaufbau des von der anglo-amerikanischen Koalition besetzten Irak diskutiert wird, fällt der Blick fast automatisch auf Afghanistan. Wie bei der Entmachtung von Staatschef Saddam Hussein haben die USA in dem Land am Hindukusch mit dem Sturz des ultrafundamentalistischen Taliban-Regimes eine langjährige Schreckensherrschaft beendet.

Unterschiedliche Lage

Doch die Nachkriegslage ist in beiden Ländern völlig unterschiedlich: Während der Irak durch seine Ölfelder über reiche Ressourcen verfügt und zudem eine passable Infrastruktur aufweist, war Afghanistan nach Kriegsende durch einen jahrzehntelangen Bürgerkrieg ausgeblutet.

Der Vielvölkerstaat Afghanistan bleibt zudem ein Pulverfass, und die aus vier verfeindeten Gruppen gebildete Interimsregierung des Präsidenten Hamid Karzai in Kabul ist alles andere als stabil. Die Sicherheitslage ist in Afghanistan landesweit ein enormes Problem - trotz der mehr als 11.000 US-Soldaten, die das Land bis heute auf der Suche nach Taliban- und Al-Kaida-Kämpfern durchkämmen. Selbst in Kabul, das von der internationalen Schutztruppe ISAF unter deutsch-niederländischem Kommando bewacht wird, kommt es immer wieder zu Übergriffen.

Irak: Chancen gegeben

Ob ein ähnliches Szenario auch im Irak droht, bleibt abzuwarten. Die Spannungen innerhalb der verschiedenen Volks- und Religionsgruppen lassen nichts Gutes ahnen. Dennoch sind die Startbedingungen ungleich besser: Die 24-jährige Gewaltherrschaft von Saddam Hussein hat zwar alle demokratischen Strukturen beseitigt, und 13 Jahre internationaler Sanktionen haben eine zum Teil tief verarmte und stark geschwächte Bevölkerung zurückgelassen; doch die Menschen sind überdurchschnittlich gebildet, die Infrastruktur ist noch immer relativ intakt, und die reichen Ölfelder könnten eine verlässliche Einnahmequelle bilden.