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Modemacher schneidern um ihr Luxus-Leben

Von Claudia Peintner

Wirtschaft

Modekonzern Escada vor Pleite. | Luxus-Flaute zwingt Designer zu neuen Ideen. | Wien. Die Luxusmodehersteller machen in der Wirtschaftskrise keine gute Figur. Das 1976 gegründete Modehaus Escada steht vor der Insolvenz. Ein Überleben wäre nur mehr möglich gewesen, wenn sich der deutsche Damenmodekonzern von der Last einer 200 Mio. Euro schweren Anleihe befreien hätte können.


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Ein Notplan zur Umschuldung sah vor, dass mindestens 80 Prozent der Escada-Investoren einem Umtauschangebot - Anleihe gegen Schuldverschreibungen und Barzahlung - zustimmen. Am Dienstagnachmittag lief die Frist jedoch ab; eine ausreichende Unterstützung durch die Gläubiger zeichnete sich nicht ab. Der Grund: Durch den Tausch wäre den Anlegern nur mehr 40 Prozent ihres ursprünglichen Einsatzes geblieben.

Nun droht der Kragen allerdings endgültig zu platzen. Denn Escada will laut Bruno Sälzer, Vorstandschef und ehemaliger Hugo-Boss-Leiter, voraussichtlich noch diese Woche einen Insolvenzantrag stellen. Davon wären rund 2300 Arbeitsplätze am Konzernsitz in Aschheim bei München betroffen.

Reiche kaufen anders

Für Branchenexperten kommt das bevorstehende Aus des angeschlagenen Traditionsbetriebs nicht überraschend: Mehrere Führungswechsel in kurzer Zeit, Kollektionen, die nicht den Trend trafen und hohe Verluste markierten den jahrelangen Existenzkampf.

Das größte Loch im Finanzkorsett hinterließ die aktuelle Flaute bei Luxusmode. Der stark exportorientierte Modehersteller litt zuletzt vor allem unter dem Ausbleiben betuchter russischer und amerikanischer Prêt-à-porter-Kundinnen. "Die reichen Leute kaufen sich nicht mehr das Sakko um 3000 Euro, sondern wechseln zu Anbietern am unteren Ende des Luxussegments", erklärt Thomas Rasch, Geschäftsführer des deutschen Modeverbandes "German Fashion".

Diesen Trend bekommen neben Escada auch andere Haute-Couture-Hersteller am Leib zu spüren: So musste das traditionsreiche Pariser Modehaus Christian Lacroix bereits im Mai Insolvenz einreichen. Das Luxuslabel Chanel, das für 2009 ein Nullwachstum erwartet, setzte 200 Mitarbeiter auf die Kündigungsliste.

An die 150 Stellenstreichungen verlautbarte zur Jahresmitte auch der deutsche Modekonzern Hugo Boss. Im zweiten Quartal erhöhte sich der Verlust auf 15,9 Mio. Euro - nach einem Minus von 6,1 Mio. Euro im Vorjahreszeitraum.

Geht es nach dem Modeexperten Rasch, so holt die Krise die "besonders verwöhnten Luxusmode-Hersteller wieder auf den Boden der Tatsachen zurück".

Luxus leidet edel

Im Vergleich zu anderen Branchen leide das Luxussegment aber noch sehr "edel", so Rasch. Und: In der Diskussion rund um Nachfrage-Einbrüche werde oft vergessen, dass die sündhaft aufwändigen Roben nur für eine sehr kleine Käufergruppe geschneidert seien. Dementsprechend hart ist der Wettbewerb. "Es gibt bis zu zehn Kollektionen im Jahr. Wenn man als Designer ein paar Mal hintereinander nicht das richtige Händchen beweist, wird man gnadenlos vom Markt gestraft", so Rasch.

Um sich gegen solche Schwankungen abzusichern suchen sich die Luxus-Modemacher zunehmend weitere Standbeine. Seit Jahren beliebt ist der Parfumerie- und Kosmetikmarkt. Die italienische Firma Valentino will die Bekanntheit der Marke mit gleichnamigen Hotels steigern, Hugo Boss plant sein eigenes Mobiltelefon. Und Christian Lacroix fertigte einst die Uniformen der Air France sowie die Innenausstattung des französischen Hochgeschwindigkeitszuges TGV.