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Nicht nur die Antwort auf die Frage, ob Hosen nun einen Schlag haben sollen oder nicht, unterliegt dem Urteil der Mode. Krankheiten haben unabhängig von ihrem tatsächlichen Auftreten Konjunktur und verschwinden wieder aus den Schlagzeilen, obwohl sie wie ehedem weiterhin einen gewissen Prozentsatz der Bevölkerung befallen. So ist es wohl auch mit der Frage des Kindesmissbrauchs: Nachdem vor einiger Zeit Väter und Großväter unter Generalverdacht standen, sind nun, beschleunigt durch die Vorfälle in den USA, die katholischen Priester an der Reihe.
Udo Bachmair annoncierte in "kreuz&quer" eine "aufsehenerregende BBC-Dokumentation", die einen irischen Bischof zum Rücktritt gebracht hat. Der Zuschauer sah ein höchst unerfreuliches Filmdokument über einen Priester, der über Jahre ihm anvertraute Knaben missbraucht und der darüberhinaus Gelder unterschlagen - kurz in mehrfacher Hinsicht gegen Moral und Gesetze verstoßen hat. Im Vorfeld stellte man dazu die Frage, ob angesichts solcher Vorkommnisse der Zölibat zur Disposition stehe. Ich bin in diesem Zusammenhang frei von persönlichen Interessen. Als Freundin logischen Denkens jedoch finde ich die argumentative Klammer zwischen Zölibat und Kindesmissbrauch unzulässig. Der Missbrauch ist keine Folge der Ehelosigkeit. Pädophile haben ein anderes Problem als Zölibatäre. Und noch was: Wieso machen die Gläubigen, die von solchen Gesetzesverstößen wissen, eigentlich keine Anzeige bei der Polizei? Sie reden lieber mit dem Bischof . . . Abgesehen von innerkirchlichen Problemen stimmt das mangelhafte Vertrauen in staatliche Institutionen nachdenklich.