Pete Buttigieg ist der kleinste gemeinsame Nenner.
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Über die Richtung lässt sich streiten, aber über die Risikobereitschaft nicht: In den USA sind die Republikaner eher bereit für den extremen Umsturz der bestehenden Verhältnisse als die Demokraten. Denn bei den Republikanern hat der disruptive Donald Trump 2016 das Rennen gemacht und wird auch 2020 für die Partei antreten. Auf der anderen Seite werden zwar die linken Politiker wie Bernie Sanders und Elizabeth Warren auf Versammlungen und im Internet verehrt und auf Händen getragen. Aber das Rennen machen doch wieder die Super-Moderaten, deren Vision es ist, dass Veränderung nur in sachten Mini-Schritten vorangehen darf.
Beweisstücke A und B: die Vorwahlen in Iowa und New Hampshire. Zwar hat Bernie Sanders in New Hampshire wie erwartet gewonnen, wie schon 2016 - er ist als Bürger von Vermont fast aus New Hampshire -, doch ist eine andere Tendenz auffällig: Es ist die erneut starke Performance von Pete Buttigieg, mit dessen Namen, man sich vertraut machen sollte. Voilà: Etymologisch stammt er aus Malta und hat arabische Wurzeln. Ausgesprochen wird er b ʊ d - ə - d ɮɪ d ɮ.
Der Name bedeutet übrigens: Vater der Hühner.
Und so strömen etliche demokratische Wähler dem 38-Jährigen zu, der bisher mit recht unverbindlichen Ansagen durchgekommen ist und vor allem damit punktet, Kandidaten wie Sanders und Warren auszurichten, dass deren Pläne zu teuer sind. Die beiden versprechen etwa die Aufhebung der Studentenverschuldung - ein Übel, das rund 45 Millionen US-Amerikaner plagt. Denn Studieren in den USA ist speziell seit der Finanzkrise exorbitant teuer geworden - und viele junge Amerikaner träumen nicht einmal mehr davon, je ein Haus kaufen zu können, geschweige denn schuldenfrei zu sein. Buttigieg, der selber noch Studentenschulden hat, will die Gebühren an den Universitäten hingegen lediglich etwas senken. Er ist etwa auch gegen universelle Gesundheitsvorsorge, so wie sie Sanders haben will. Wozu ein Land über so ein Thema spalten?, meint Buttigieg.
Der junge Politiker war Bürgermeister in Indiana, ansonsten ist er, anders als die anderen Kandidaten ums demokratische Ticket, ein unbeschriebenes Blatt. Warum die Moderaten trotzdem lieber ihm als dem 77-jährigen Joe Biden die Stimme schenken, dürfte an Bidens Alter und seinen vielen Fettnäpfchen liegen. Warum die moderate Senatorin Amy Klobuchar (59) ebenso im Hintertreffen liegt, hat vielleicht mit etwas anderem zu tun. Oder, wie es Bernie Sanders zu Elizabeth Warren gesagt haben soll: "Eine Frau kann nicht gewinnen."