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"Wenn man die Musik der Laurie Anderson hört, hat man oft das Gefühl des Schwebens, des Gleitens durch einen unendlich großen Raum", bemerkte Sibylle Norden so ganz nebenbei in den sonntäglichen "Spielräumen spezial". Dank ihrer äußerst knappen Moderation, durfte auch so mancher Hörer zwischen den sorgsam ausgewählten (Musik-)Beiträgen von 20 Jahren geballter Schaffenskraft des amerikanischen Performance-Multitalents entschweben. Entsprechend resorbierend, weil vielschichtig, von kühl, warm, kindlich, erotisch bis melancholisch, war das künstlerische Porträt. Lob gilt an dieser Stelle sämtlichen Spielräume-Präsentatoren, die Nahaufnahmen stets so gestalten, ohne dass die typische Handschrift des Künstlers verloren geht.
Auch kennt Sibylle Norden sämtliche Tricks und weiß, wie Porträts funktionieren. Im Fall von Laurie Anderson hat sie deshalb für sich selbst wenig und für die Künstlerin sehr viel Platz veranschlagt. Und so entwischte die Moderatorin hinter dem knapp fünfzigminütigen Tagtraum an Live-Mitschnitten, die das satte Spektrum von Andersons Motiven wiederspiegeln sollten: Tod, Verlust, Engeln, Liebe und Technologie. Krönend gab es am Schluss eine Kostprobe des Live-Auftritts von "O Superman" in New York kurz nach den Terroranschlägen im September 2001. In diesem Zusammenhang wies die Moderatorin darauf hin, dass es in einer Zeile des Textes von "O Superman" heiße: "Here come the planes. They're American planes. Made in America". Schließlich vollendete dieser Hauch interpretativer Prophetie geradezu perfekt das Porträt einer großen Visionärin.