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Moderatoren im Vergleich

Von Hermann Schlösser

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Vier Talkshows waren am Sonntagabend zu sehen: Der Reigen begann in 3sat mit "Markwort" - Thema: Tschetschenien -, setzte sich fort mit Klaus Bresser, der auf n-tv in einem "talk in Berlin" die neue deutsche Regierung kommentieren ließ. In fliegendem Wechsel ging es danach zu Sabine Christiansen (ARD), die gesundheitspolitische Probleme zur Diskussion stellte. Den Schlusspunkt setzte das "philosophische Quartett" des ZDF, das dem Thema "Antisemitismus" gewidmet war und von Peter Sloterdijk moderiert wurde.

Unterzieht man die vier Moderatoren einem Leistungsvergleich, lässt sich festhalten: Der disziplinierteste war Helmut Markwort, der seinen Rednern das Wort erteilte und entzog, wie es ihm richtig erschien. Klaus Bresser ließ seine Diskutanten an etwas längerem Zügel laufen, sorgte aber doch mit präzisen Nachfragen dafür, dass die Redner einigermaßen bei der Sache blieben. Peter Sloterdijks Funktion erschöpfte sich nicht im Moderieren, er griff mit längeren Wortbeiträgen in die Diskussion ein. Dabei gelangen ihm gute Formulierungen, doch wirkte er zuweilen fahrig und unkonzentriert.

Markwort, der autoritäre Übervater, Bresser, der joviale Primus inter pares, Sloterdijk, der Mitspieler - drei mögliche Rollen eines Talkmasters. Wie es nicht geht, führte Sabine Christiansen vor. Ihre Diskutanten fochten Schreiduelle aus, und sie selbst glich einer überforderten Lehrerin, die verzweifelt versuchte, Ruhe in die Klasse zu bringen. Angesichts dieser chaotischen Gesamtlage wurde der Zuseher des Talkens bald müde.