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Moderne, ja bitte - aber draußen!

Von Christoph Irrgeher

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Seit Montag steht ein Alban-Berg-Denkmal vor der Staatsoper. Es wiegt zwei Tonnen, ist aus grauem Aluminium und wurde von der Alban-Berg-Stiftung bezahlt. Es wird den Menschen auffallen, denn es gibt seinen Zweck nicht gerade auf den ersten Blick preis. Was, bitte, soll diese Metall-Torte mit den drei Schleifen obendrauf? In jenen Fällen, wenn verwunderte Passanten dann etwas genauer hinsehen, wird Alban Berg, Meisterkomponist der Moderne (1885-1935), zumindest ein Stück weit ins allgemeine Bewusstsein einziehen.

Schöner wäre es, man könnte ihn nicht vor, sondern in der Staatsoper feiern. Doch leider: keine Chance. Weder "Wozzeck" noch "Lulu" waren in dieser Saison angesetzt. Genauer besehen, ist der Spielplan überhaupt recht schwachbrüstig in puncto Moderne oder Neue Musik. Gewiss: Péter Eötvös’ "Drei Schwestern" haben heuer stattgefunden. Fünf Abende lang.

Nun kann man sagen: Direktor Dominique Meyer tut eh was für die Zeitgenossen. Fünf Uraufführungen will er bis 2019 zeigen, hieß es im Vorjahr (zwei Kinderstücke plus Werke von Krzysztof Penderecki, Olga Neuwirth, Johannes Maria Staud). Und: Braucht die Staatsoper wirklich mehr? Würden die Dissonanzen nicht Touristen vergraulen und Einnahmen drosseln?

Mag sein. Die Zeiten, da ein Alban Berg für seine Tantiemen noch ein Ford-Cabrio kaufen konnte (sein Töff-Töff ist nun im Technischen Museum zu sehen), sind vorbei. Andrerseits: Etwas mehr Wagemut dürfte es an der Staatsoper schon sein. Allein nach ihrem Repertoire zu urteilen, könnte man nämlich gleich allen modernen Tonsetzern ein Denkmal vor der Tür widmen. Mit dem Untertitel: "Wir dürfen leider nicht hinein."