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Moderner Mythos Münzenflut

Von Francesco Campagner

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Lustig ist die Faschingszeit, obwohl die verwegensten Büroangestellten und VerkäuferInnen allen Alters sich hierzulande ja erst am Faschingsdienstag in die (verkleidete) Schale werfen. Für Humor wird dennoch laufend gesorgt, etwa zum Thema Euro. Im Fernsehen wird dies dann besonders deutlich. Die lustigen Euro(münzen)-Skeptiker beklagen sich über die Schwere des Schicksals. Eine Dame im "Report" (Dienstag, ORF 2) tat dies auf besonders heitere Weise. Da sie alle ihre Münzen beim Einkauf verwendet und somit keine mehr hatte, plädierte sie für weniger Münzen und mehr Scheine.

Die Geschichten über prall gefüllte Geldbörsen geistern ja seit Monaten durch die Medien - und sind dabei, zu so genannten modernen Mythen zu werden (wie u. a. jene von den Bekannten eines Bekannten, die im Einkaufszentrum betäubt wurden und einige Tage später mit einer Niere weniger aufwachten). Sogar ein Minister erklärte im "Report", er müsse nun seine Geldangewohnheiten verändern, da er bislang zum Großteil nur mit Scheinen bezahlt habe. Mit soviel Vehemenz wie gegen zu viele Münzen agitiert sonst nur der "Villacher Fasching" gegen zu viel Klagenfurt. In Zukunft dürften sie wohl auch Bozen dazu nehmen. Denn der Südtiroler Landeshauptmann bewies im "Report", dass heitere Naturen auch südlich des Brenners beheimatet sind. Wer sonst könnte so ernst erklären, dass die Entdecker des Ötzis für die Südtiroler Behörden nicht auch gleichzeitig die Finder sind? Denn für Entdecker - dies erwähnte er nämlich nicht - gibt es nur Ehre, aber kein Geld.