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Modernes Zentrum für Biotechnologie

Von Stefan Beig

Wissen

Uni für Bodenkultur bekommt Zubau. | Bio- und Nanotechnologie werden | verstärkt gefördert. | Wien. Ein neues Gebäude neben dem "Vienna Institute of Biotechnology" soll Österreichs Biotechnologieforschung in der Wiener Muthgasse konzentrieren. Am Freitag erfolgte der Spatenstich, im Oktober 2009 soll mit Lehre und Forschung begonnen werden.


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Auf einer Fläche von 30.000 Quadratmetern wird der neue Gebäudekomplex errichtet, in dem mehrere Institute der Uni für Bodenkultur zusammenarbeiten werden. Primär steht Forschung im Bereich der Mikrobiologie, Nanobiotechnologie, Lebensmittelwissenschaft und Genetik im Vordergrund. Auch private Unternehmen sollen den Raum für Forschungszwecke nützen können.

Wissenschaftsminister Johannes Hahn und Bürgermeister Michael Häupl betonten einhellig die Wichtigkeit des Projekts für den Wissenschaftsstandort Wien. "Der Erfolg unserer Technologieoffensive zeigt sich daran, dass Wien bereits zu München - der Nummer eins in der Biotech-Szene in Mitteleuropa - aufschließt", meinte Häupl. Die Stadt Wien ist mit einer Investition von zehn Millionen Euro maßgeblich am Gesamtprojekt beteiligt.

Als Forschungsschwerpunkte nannte der Leiter des Instituts für Angewandte Mikrobiologie, Hermann Katinger, die Erzeugung von Antikörpern und Impfstoffen, die "Antitumor- und Allergenforschung" und Nahrungsmittelsicherheit.

Graben zwischen USA und Europa wird größer

Eine anschließende Gesprächsrunde stellte sich der Frage, wie die heimische Forschung besser gefördert werden kann. Der frühere EU-Kommissar Franz Fischler, zurzeit Vorsitzender des Ökosozialen Forums, sieht ein Hauptproblem darin, dass der Staat zu sehr Ton angibt. Von Seiten der Wirtschaft und Wissenschaft gebe es zu wenig Eigeninitative.

Österreichs Spitzenforscher Josef Penninger vom Institut für Molekulare Biotechnologie der Akademie der Wissenschaften begrüßte das Projekt, der Fortschritt in Österreich sei "aber zu langsam. Der Graben zwischen den USA und Europa wächst weiterhin." Penninger arbeitet seit 2003 in Wien. Davor forschte er in Toronto für den Gentechnikkonzern Amgen.

Alle Diskussionsteilnehmer waren sich über die zentrale Rolle der Biotechnologie einig. Fischler versuchte dabei etwas zu differenzieren. "Die Biotechnologie ist ein so weites Feld, dass es sinnlos ist, über sie als Ganze zu reden. Die Frage wird sein, welche Kriterien wir verwenden werden, um die Schwerpunkte richtig zu setzen."

Uwe Sleytr vom Zentrum für NanoBiotechnologie ging auch auf die Ängste der Bevölkerung gegenüber neuen Technologien ein. "Wir haben eine gesellschaftspolitische Verantwortung und müssen aus der Erfahrung mit der Gentechnologie lernen", meinte er. "Nicht-Wissen kann leicht Panik erzeugen!"

Unter den Besuchern war auch der Biochemiker und frühere Wissenschaftsminister Hans Tuppy. Im Gespräch mit der "Wiener Zeitung" konnte er die Furcht vor neuen Technologien nicht nachvollziehen: "Aus Nano-Gefahren macht man Mega-Ängste." Das neue Gebäude sei eine Chance für die Uni, sie müsse nur genützt werden. "Der Mut für neue Projekte fehlt auch bei den Wissenschaftern."