Bald gibt es wieder voestalpine-Aktien an der Börse zu zeichnen: Die Österreichische Industrieholding AG (ÖIAG) will ihren 34,7%-Anteil über die Börse verkaufen und dabei "möglichst breit" streuen. "Den Zeitpunkt bestimmt der Markt", sagte ÖIAG-Vorstand Rainer Wieltsch gestern vor Journalisten. Doch nicht nur dieser Punkt bleibt vorläufig offen.
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Erst wenn der Verkaufsprospekt vorliegt, könnten weitere Details wie etwa die geplante zukünftige Aktionärsstruktur bekanntgegeben werden, so Wieltsch. "Die Transaktionsjuristen sind da unbarmherzig." Mit dem Börsegang sollen sowohl private als auch institutionelle Anleger angesprochen werden. Offen bleibt, ob sich die ÖIAG des Instrumentes einer Wandelanleihe bedienen wird, wie in den vergangenen Tagen kolportiert wurde. Die ÖIAG würde damit nicht gleich die Kontrolle über die voestalpine aus der Hand geben. Fix ist, dass die Investmentbank JP Morgan und die Erste Bank AG "Bookrunner" bei der Transaktion sein werden. UBS wird als financial advisor für die voestalpine agieren.
Die beiden Personalvertreter im Privatisierungsausschuss der ÖIAG haben gegen die Privatisierung gestimmt. Am 5. September soll der ÖIAG-Aufsichtsrat das nun vorliegende Konzept absegnen.
Der Eigentümervertreter der Republik in der ÖIAG, Finanzminister Karl-Heinz Grasser, hatte am Freitag von zwei Alternativen für die weitere Privatisierung der voestalpine gesprochen: Totalverkauf nur über die Börse oder Secondary Offering an der Börse im Verbund mit dem Verkauf an Finanzinvestoren. Den Verkauf an einen strategischen Investor hatte Grasser ausgeschlossen.
Zu den Auflagen der Bundesregierung vom 24. Juni, wonach der Erhalt der Konzernzentrale und der Forschungs- und Entwicklungskompetenz in Österreich sowie eine inländisch dominierte Kernaktionärsschicht berücksichtigt werden müssten, sagte Wieltsch: "Wir haben nur eingeschränkte Möglichkeiten." Die EU-Kommission hat durchklingen lassen, dass es aus wettbewerbsrechtlichen Gründen nur dann zu einem Verfahren gegen Österreich kommen werde, wenn sich ein ausländischer Mitbewerber um das Aktienpaketbenachteiligt fühlt.
Vorstandsverträge: "Unsachliche Diskussion"
Unterdessen geht die Diskussion um die ÖIAG-Vorstandsverträge weiter. Michaelis und Wieltsch halten es für sehr ärgerlich, dass sie ihre Energie verwenden müssen, um "über diese Dinge nachdenken zu müssen." Von einer Schablonenverordnung hätten sie zum Zeitpunkt ihrer Vertragsunterzeichnung nichts gewusst. Der Rechnungshof hatte die Nichteinhaltung dieser speziellen Verordnung im Bereich der Vorstandspensionsvereinbarungen der ÖIAG kritisiert. "Man benutzt unsere Personen für politische Zwecke", so Wieltsch, der festhielt, dass sein Vertrag vom Rechnungshof nicht geprüft worden sei.
Michaelis wurde im Mai 2001 vom ÖIAG-Aufsichtsrat zum zweiten Vorstand neben Johannes Ditz bestellt. Er arbeitete 25 Jahre lang im deutschen Mannesmann-Konzern und war vor seinem ÖIAG-Engagement Generalbevollmächtigter in der Atecs Mannesmann AG. Wieltsch ist der Nachfolger von Ditz, der Ende 2001 vorzeitig aus dem Vorstand ausschied. Er war zuvor Finanzchef des Tiroler Spanplatten- und Getränkekonzerns Egger.
Wieltsch ersucht um eine Versachlichung der Diskussion: "Wir bemühen uns, einen guten Job zu machen, das ist schwer genug." Mittlerweile hat es Gespräche zwischen RH-Präsident Franz Fiedler und ÖIAG-Aufsichtsratsvorsitzenden Alfred Heinzel gegeben. Heinzel will den Finanzminister "so rasch als möglich um eine Anpassung der Schablonenverordnung an marktwirtschaftliche Erfordernisse" ersuchen. Sollte in seinem Vertrag etwas sein, das nicht im Einklang mit der Schablonenverordnung sei, werde er sich der Diskussion selbstverständlich stellen, so Wieltsch.
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