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MOL legt in Zagreb kräftig nach

Von Karin Bachmann

Wirtschaft

Ungarn wollen um 870 Mio. Euro auf Mehrheit aufstocken. | Budapest. Der ungarische Öl- und Gaskonzern MOL hat im Ringen um den kroatischen Ölkonzern INA nachgelegt. Man werde innerhalb eines Monats ein Kaufangebot für 30 Prozent der INA-Aktien vorlegen, teilte das Unternehmen zum Wochenauftakt mit.


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Anfang Juli war nach einem Treffen von Premier Ferenc Gyurcsány mit seinem kroatischen Amtskollegen Ivo Sananderin Dubrovnik von einem Aktientausch die Rede gewesen, bei dem die kroatische Regierung, die bisher etwas mehr als 44 Prozent an der INA hält, Anteile an MOL übertragen sollte. Damit hätten die Ungarn ihre Beteiligung an der INA von 25 auf 39 Prozent aufgestockt und wären damit schon zu deren Hauptaktionär geworden.

Nunmehr geht es zusätzlich um Aktien, die im Streubesitz und im Eigentum eines Kriegsveteranenfonds sind. Diese Aktien wolle Mol gegen Bargeld und nicht im Tausch gegen eigene Aktien erwerben, meldete die Budapester Tageszeitung Nepszabadsag. Insgesamt würde Mol für den Deal umgerechnet rund 870 Mio. Euro hinblättern müssen.

Der erneute Vorstoß der Ungarn hängt sicher auch damit zusammen, dass die österreichische OMV Ende vergangener Woche in einem Brief an die kroatische Regierung ebenfalls ihr grundsätzliches Interesse an einer Beteiligung an INA bekundet hatte.

Es wäre jedoch zu kurz gegriffen, in der geplanten MOL-Offerte nur einen erneuten Abwehrversuch im Rahmen der seit Monaten tobenden Übernahmeschlacht mit der OMV zu sehen.

Vielmehr sind im Falle INA deutlich mehr als nur die Unternehmensinteressen der MOL berührt. Sowohl Kroatien als auch Ungarn haben ein vitales Interesse an einer engen Verflechtung der beiden Energiekonzerne, weil sie die Versorgung ihrer Länder mit Energie so besser sicherstellen könnten als bisher. Dabei locken die Ungarn mit dem Energieträger Gas, die Kroaten wiederum mit Öl. Ungarn ist zwar stärker als jedes andere EU-Land von russischen Gaslieferungen abhängig, bekommt den begehrten Energieträger jedoch auch vergleichsweise sicher.

Das hängt vor allem damit zusammen, dass Ferenc Gyurcsány bei mehreren Moskau-Besuchen zunächst immer wieder sein Interesse an der von Russland forcierten South Stream-Pipeline bekundet und zuletzt die Beteiligung Ungarns - das auch Mitglied am vom Rest der EU forcierten Nabucco-Pipeline-Konsortium ist - an dem Projekt auch vertraglich unter Dach und Fach gebracht hat.

Im Gegenzug hätten die Ungarn einen sicheren Zugriff auf das über die Adria angelieferte Öl. Bis 2011 könnten die Pipeline-Systeme beider Länder vollständig aufeinander abgestimmt sein.

Von Seiten der kroatischen Regierung, die ihre Beteiligung an der INA mittelfristig auf knapp 20 Prozent reduzieren will, ist allerdings zurzeit immer wieder die Rede davon, man habe gleich mehrere Interessenten für INA-Aktien. Sanander wird jedoch auch nicht müde zu betonen, dass ein Zustandekommen des Aktientauschs ein Gewinn für beide Seiten wäre.

Insofern scheinen seine anderweitigen Äußerungen bei näherer Betrachtung nichts als - aus Sicht des Verkäufers Kroatien sehr berechtigte und angesichts des Nervenkriegs zwischen OMV und MOL überaus geschickt lancierte - Taktiererei, um den Preis für die INA-Aktien möglichst hochzutreiben. Momentan erweist sie sich als sehr wirkungsvoll.